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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Wer den Schaden macht

Seit die Bun­des­tags­wahl immer näher rückt, haben Wählerin/​Wähler es mit eini­gen, eigent­lich gar nicht so neu­en Berufs­bil­dern zu tun.

Da gibt es zum Bei­spiel den Beden­ken­trä­ger, zu sei­nem Wort­schatz gehört der Satz: »Ich habe davor schon immer gewarnt.« Frü­her, kurz nach Ende des zwei­ten Welt­kriegs, hör­te man meist: »Ich habe von nichts gewusst« – ein wei­ter Weg von den Nicht­wis­se­rin­nen/-wis­sern zu den Beden­ken­trä­ge­rin­nen/-trä­gern.

Wäh­rend das Berufs­bild des Gepäck­trä­gers auf kaum noch einem Bahn­hof anzu­tref­fen ist, hört man die Beden­ken­trä­ger, vor allem in den sich kaum zu unter­schei­den­den »Schwer­punkt­sen­dun­gen« der bei­den öffent­li­chen, aber kaum noch recht­li­chen Anstal­ten. Hier sorgt schon lan­ge ein/​e Aus­ge­wo­gen­heits­be­auf­trag­te/-beauf­trag­ter für Vor­teils­be­richt­erstat­tung der gewinn­ori­en­tier­ten Kräf­te in der nicht-unse­ren Gesell­schaft. Im Fuß­ball gibt es schon den Video­be­weis, wann wird der Gebü­ren­zah­le­rin­nen-/-zah­ler­be­weis eingeführt?

Seit uns die Pan­de­mie heim­such­te, der­weil der Kli­ma­wan­del für Land­schafts- und Exi­stenz­zer­stö­rung sorgt und jetzt sogar Kabul in die Hand der Tali­ban gefal­len ist, gibt es den Schuld­zu­wei­ser. Der hat in kei­nem Fal­le auch nur im Gering­sten Ähn­lich­keit mit dem ehr­li­chen Beruf eines Platz­an­wei­sers. Der Schuld­zu­wei­ser hat natür­lich immer schon gewusst, war­um CDU-CSUGRÜNEFDPLINKE die Wah­len ver­lo­ren haben – trotz aller schö­nen, unver­bind­li­chen Versprechungen.

»Auch die Mit­te braucht ein Boll­werk« wirbt die FPD. Bartsch&Wissler ver­kün­den: »Die Lin­ke. Jetzt!«, und dass man »unteil­bar soli­da­risch« sei, scheint auch letz­te Wählerin/​Wähler aus dem Wahl­ver­wei­ge­rungs­kel­ler an die Wahl­ur­ne zu locken. »Respekt für Dich« und »Kom­pe­tenz für Deutsch­land« ver­kün­det Olaf Scholz, und der Slo­gan »Kli­ma­schutz für Wohl­stand und siche­re Arbeits­plät­ze« lässt die Fra­ge zu, für wen nun der Wohl­stand wohl sein soll, für die, die Arbeits­plät­ze dem Gott Gewinn­ma­xi­mie­rung opfern?

Erich Müh­sam mein­te im Jah­re 1912 in sei­ner Zeit­schrift Kain (Heft Nr. 10): »Und gibt nicht die Ent­wick­lung der Sozi­al­de­mo­kra­tie in die­sen 42 Jah­ren par­la­men­ta­ri­scher Betrieb­sam­keit den skep­tisch­sten Befürch­tun­gen recht? Was hat sie im Lau­fe die­ser lan­gen Jahr­zehn­te Posi­ti­ves erreicht, was einer Wand­lung von kapi­ta­li­sti­schem zu sozia­li­sti­schem Gesell­schafts­ge­fü­ge ent­fernt ähn­lichsä­he? Man muss beschämt geste­hen: gar nichts.«

Die CDU/​CSU will »Deutsch­land gemein­sam« machen. Wäre da nicht eigent­lich end­lich, wenn man die christ­li­che Sozi­al­leh­re ernst näh­me, ein »Gemein­wohl machen« der rich­ti­ge Urnen­g­an­glock­spruch? Die »Frei­en« Demo­kra­ten, von wem sie und war­um befreit wur­den, das bleibt ein Geheim­nis, ver­kün­den: »Nie gab es mehr zu tun.«

Schon im Jah­re 1949 war die CDU gut für die War­nung, die sich gegen jene rich­te­te, die eine ande­re Gesell­schafts­ord­nung haben woll­ten: »Wer nicht wählt, wählt kom­mu­ni­stisch und damit sei­nen und sei­nes Vol­kes Unter­gang«. Bald danach saßen die Män­ner und Frau­en, vor allem Kom­mu­ni­stin­nen und Kom­mu­ni­sten, die gegen die Nazi­dik­ta­tur gekämpft und in KZ’s nur zu einem gerin­gen Teil über­leb­ten, wie­der hin­ter Gittern.

Es gibt auch den Kli­ma­wan­del­ex­per­ten, er treibt sich mei­stens in fast allen Gewerk­schaf­ten und der »Mit­te« nahe­ste­hen­den Par­tei­en her­um. Er for­dert, geht es um das Ver­hin­dern von Umwelt­ka­ta­stro­phen, »sozi­al­ver­träg­li­che Umweltlösungen«.

Hier das Mini­dra­mo­lett, mit dem alle Wahl ein Ende findet:

Die Wurst­ma­schi­ne
(Ein Bundestags2021kampfdrama in einem Akt)

Auf einem Wochen­markt irgend­wo in Deutschland 

Eine Wurst­ma­schi­ne wird vor­ge­führt. Ein Metz­ger schiebt ein art­ge­recht gehal­te­nes Schwein hin­ein. Elek­tri­zi­tät wird ein­ge­schal­tet. Ein Red­ner schwa­dro­niert zu The­men wie Wirt­schafts­wun­der, Kli­ma, Sicher­heit. Fünf dicke Wahl­ma­na­ger mit Dia­mant­rin­gen am klei­nen Fin­ger ste­hen um ihn herum. 

Ein Glocken­zei­chen: Aus der Maschi­ne kom­men Ber­ge von Frank­fur­ter Würst­chen her­aus. Alle sind ent­zückt, stolz und glück­lich. Die Wahl­be­rech­tig­ten ver­ges­sen alle Wahlversprechungen. 

Wäh­rend sich das Volk um den Red­ner drängt, blicken Anna­le­na Baer­bock, Armin Laschet und Wolf­gang Scholz neu­gie­rig in die offe­ne Maschine.

Signal!

Alle ver­schwin­den!

Ver­zwei­fel­tes Hän­de­rin­gen aller Beden­ken­trä­ger, Schuld­zu­wei­ser. Alles ringt die Hän­de – man kann die Maschi­ne nicht abstellen.

Signal: eine Men­ge Chri­sti­an Lind­ner-Kanz­le­ri­mi­ta­tio­nen ver­las­sen die Maschine.

CDUCSUSPDGRÜNE stel­len den Wahl­kampf ein.

Vor­hang.

Mit­bür­ge­rin­nen, Mit­bür­ger die »Urne« war­tet! Der Wahl­ver­lie­rer­er­klä­rer und Wäh­le­rin-/wäh­ler­dank­sa­ger auch.