Seit die Bundestagswahl immer näher rückt, haben Wählerin/Wähler es mit einigen, eigentlich gar nicht so neuen Berufsbildern zu tun.
Da gibt es zum Beispiel den Bedenkenträger, zu seinem Wortschatz gehört der Satz: »Ich habe davor schon immer gewarnt.« Früher, kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs, hörte man meist: »Ich habe von nichts gewusst« – ein weiter Weg von den Nichtwisserinnen/-wissern zu den Bedenkenträgerinnen/-trägern.
Während das Berufsbild des Gepäckträgers auf kaum noch einem Bahnhof anzutreffen ist, hört man die Bedenkenträger, vor allem in den sich kaum zu unterscheidenden »Schwerpunktsendungen« der beiden öffentlichen, aber kaum noch rechtlichen Anstalten. Hier sorgt schon lange ein/e Ausgewogenheitsbeauftragte/-beauftragter für Vorteilsberichterstattung der gewinnorientierten Kräfte in der nicht-unseren Gesellschaft. Im Fußball gibt es schon den Videobeweis, wann wird der Gebürenzahlerinnen-/-zahlerbeweis eingeführt?
Seit uns die Pandemie heimsuchte, derweil der Klimawandel für Landschafts- und Existenzzerstörung sorgt und jetzt sogar Kabul in die Hand der Taliban gefallen ist, gibt es den Schuldzuweiser. Der hat in keinem Falle auch nur im Geringsten Ähnlichkeit mit dem ehrlichen Beruf eines Platzanweisers. Der Schuldzuweiser hat natürlich immer schon gewusst, warum CDU-CSUGRÜNEFDPLINKE die Wahlen verloren haben – trotz aller schönen, unverbindlichen Versprechungen.
»Auch die Mitte braucht ein Bollwerk« wirbt die FPD. Bartsch&Wissler verkünden: »Die Linke. Jetzt!«, und dass man »unteilbar solidarisch« sei, scheint auch letzte Wählerin/Wähler aus dem Wahlverweigerungskeller an die Wahlurne zu locken. »Respekt für Dich« und »Kompetenz für Deutschland« verkündet Olaf Scholz, und der Slogan »Klimaschutz für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze« lässt die Frage zu, für wen nun der Wohlstand wohl sein soll, für die, die Arbeitsplätze dem Gott Gewinnmaximierung opfern?
Erich Mühsam meinte im Jahre 1912 in seiner Zeitschrift Kain (Heft Nr. 10): »Und gibt nicht die Entwicklung der Sozialdemokratie in diesen 42 Jahren parlamentarischer Betriebsamkeit den skeptischsten Befürchtungen recht? Was hat sie im Laufe dieser langen Jahrzehnte Positives erreicht, was einer Wandlung von kapitalistischem zu sozialistischem Gesellschaftsgefüge entfernt ähnlichsähe? Man muss beschämt gestehen: gar nichts.«
Die CDU/CSU will »Deutschland gemeinsam« machen. Wäre da nicht eigentlich endlich, wenn man die christliche Soziallehre ernst nähme, ein »Gemeinwohl machen« der richtige Urnenganglockspruch? Die »Freien« Demokraten, von wem sie und warum befreit wurden, das bleibt ein Geheimnis, verkünden: »Nie gab es mehr zu tun.«
Schon im Jahre 1949 war die CDU gut für die Warnung, die sich gegen jene richtete, die eine andere Gesellschaftsordnung haben wollten: »Wer nicht wählt, wählt kommunistisch und damit seinen und seines Volkes Untergang«. Bald danach saßen die Männer und Frauen, vor allem Kommunistinnen und Kommunisten, die gegen die Nazidiktatur gekämpft und in KZ’s nur zu einem geringen Teil überlebten, wieder hinter Gittern.
Es gibt auch den Klimawandelexperten, er treibt sich meistens in fast allen Gewerkschaften und der »Mitte« nahestehenden Parteien herum. Er fordert, geht es um das Verhindern von Umweltkatastrophen, »sozialverträgliche Umweltlösungen«.
Hier das Minidramolett, mit dem alle Wahl ein Ende findet:
Die Wurstmaschine
(Ein Bundestags2021kampfdrama in einem Akt)
Auf einem Wochenmarkt irgendwo in Deutschland
Eine Wurstmaschine wird vorgeführt. Ein Metzger schiebt ein artgerecht gehaltenes Schwein hinein. Elektrizität wird eingeschaltet. Ein Redner schwadroniert zu Themen wie Wirtschaftswunder, Klima, Sicherheit. Fünf dicke Wahlmanager mit Diamantringen am kleinen Finger stehen um ihn herum.
Ein Glockenzeichen: Aus der Maschine kommen Berge von Frankfurter Würstchen heraus. Alle sind entzückt, stolz und glücklich. Die Wahlberechtigten vergessen alle Wahlversprechungen.
Während sich das Volk um den Redner drängt, blicken Annalena Baerbock, Armin Laschet und Wolfgang Scholz neugierig in die offene Maschine.
Signal!
Alle verschwinden!
Verzweifeltes Händeringen aller Bedenkenträger, Schuldzuweiser. Alles ringt die Hände – man kann die Maschine nicht abstellen.
Signal: eine Menge Christian Lindner-Kanzlerimitationen verlassen die Maschine.
CDUCSUSPDGRÜNE stellen den Wahlkampf ein.
Vorhang.
Mitbürgerinnen, Mitbürger die »Urne« wartet! Der Wahlverlierererklärer und Wählerin-/wählerdanksager auch.