- Der Einfluss von wirtschaftlichen, politischen und strategischen Führungskräften des Militärsektors hält die Menschheit davon ab, die Zukunftsgefährdungen abzuwenden und die noch nicht nachhaltig geschädigten Bereiche der Biosphäre der Erde den Nachfahren zu erhalten. Die Worte von US-Präsident Eisenhower aus seiner Abschiedsrede im Januar 1961 haben an ihrer Aktualität nichts verloren: »Wir (…) müssen uns vor unbefugtem Einfluss (…) durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden (…). Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen.«
- Der Krieg der russischen Armee gegen die Ukraine verstößt allein schon durch die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung gegen die Haager Landkriegsordnung. Er ist nicht nur ein Verbrechen gegen die unmittelbar und mittelbar in Leid und Tod gestürzten Menschen vor Ort, er geht zudem das unverantwortliche Risiko für die Zivilisation Europas ein, das davon ausgeht, dass in der Ukraine 15 Atomreaktoren am Netz sind. Wenn hier durch Kriegsfolgen auch nur bei einem Reaktor die Kühlung aussetzt und eine Kernschmelze einsetzt, sind Regionen in ganz Europa in Gefahr, von der radioaktiven Wolke erfasst zu werden. Nichts rechtfertigt den tausendfachen Tod von Zivilisten und die Zerstörungen großer Teile der zivilen Infrastruktur. Die Nato-Politik der Osterweiterung ist für die Spannungssteigerung im Vorfeld des verbrecherischen Krieges verantwortlich, insofern als sie gegen rechtlich grundlegende Dokumente zur gemeinsamen Sicherheit wie den Vertrag zur Deutschen Einheit und die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa von Helsinki 1975 verstößt.
Die Verletzung völkerrechtlicher Vorgaben durch die Nato nimmt der russischen Föderation nichts von ihrer Verantwortung für das Verbrechen des Krieges selbst. Die Traumatisierung, die von den Kriegen der Gegenwart für die Menschheit schon in der unmittelbaren Zukunft ausgeht, nimmt der Menschheit ein Stück ihrer Resilienz gegenüber den Zukunftsgefährdungen. Die Propaganda der Militär-Lobby und ihrer Unterstützer im Angesicht von zivilen Opfern ist scheinheilig und manipulativ. Sie blendet Kriegsverbrechen westlicher Militärs aus, etwa im Anti-IS-Kampf gegen Mossul, als schwere Bomben auf dichtbesiedeltes Gebiet fielen. Menschenrechte sind nicht selektiv nur in Konflikten zu verteidigen, die der eigenen Propaganda dienen, sie gelten universell.
- Die Nato ist mit ihren weit mehr als 50 Prozent der Weltrüstungsausgaben ein Bündnis der Zerstörung des Rechts, der Natur, der Wahrheit, der Zivilisation und in letzter Konsequenz der Menschheit. Die Bundeswehr und die »Gemeinsame Sicherheits- und Außen-Politik« der EU im Zusammenwirken mit der Nato, all das hat Anteil an der Bedrohung der Zukunft menschlichen Lebens. Die offiziell laut SIPRI 2100 Milliarden US-Dollar Jahresausgaben der Regierungen der Welt ergeben eine Vernichtung von natürlichem und gesellschaftlichem Reichtum im Umfang von 2 Millionen Dollar pro Minute.
- Friedenspolitik statt sogenannter Sicherheitspolitik ist auf globale Partnerschaft und Kooperation gerichtet, nicht auf Konkurrenz, Rivalität, Abschreckung und Hochrüstung. Kooperation statt Rivalität ist Grundlage jeder Ökologie im 21. Jahrhundert. Zitat des UN-Generalsekretärs von 1969 dazu: »Ich will die Zustände nicht dramatisieren. Aber nach den Informationen, die mir als Generalsekretär der Vereinten Nationen zugehen, haben nach meiner Schätzung die Mitglieder dieses Gremiums noch etwa ein Jahrzehnt zur Verfügung, ihre alten Streitigkeiten zu vergessen und eine weltweite Zusammenarbeit zu beginnen, um das Wettrüsten zu stoppen, den menschlichen Lebensraum zu verbessern (…). Wenn eine solch weltweite Partnerschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht zustande kommt, so werden, fürchte ich, die erwähnten Probleme derartige Ausmaße erreicht haben, dass ihre Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.« Dem Gebot der globalen Kooperation stehen die Krisenanfälligkeit und die ökonomischen Gesetze der Konkurrenz um Marktanteile im Kapitalismus entgegen.
Friedenspolitik ist auf die Überwindung des Systems gegen die Zukunft der Menschheit gerichtet. Die Zeit zur Abwendung der sozial-ökologischen Zukunftsgefährdungen fällt in die Zeit vor dem Ende des Kapitalismus, die entweder als ein ökologisches Ersticken der Menschheit oder durch Krieg eintritt, wenn alternative Kräfte dieses Szenario nicht abwenden; Nachhaltigkeit des Lebens gibt es nur mittels seiner Ablösung durch eine auf Kooperation aufbauenden Gesellschaftsordnung eines geplant-schonenden Umgangs mit Ressourcen.
- Eine sozial-ökologische Marktwirtschaft gibt es nicht. Nicht einmal 150 Konzerne kontrollieren laut einer Studie der ETH Zürich die Weltwirtschaft, und 100 Konzerne sind für über 70 Prozent des weltweiten industriellen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Der Begriff »Markt« lenkt die Aufmerksamkeit weg von der Sphäre der Produktion der Waren unter den gegebenen Eigentumsverhältnissen und Mensch-Mensch-Abhängigkeiten zwischen Lohnarbeit und Kapital.
- Womit beginnen? Ohne radikale schnelle Abrüstung und ohne ein Umschwenken der Weltwirtschaft und der internationalen Politik sowie der Gesellschaften in allen Erdteilen auf eine konsequente Friedenspolitik auf der Basis der UNO-Charta wachsen sich die Zukunftsgefährdungen für die Menschheit in eine Größenordnung aus, deren Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt. Um das durchzusetzen, bedarf es eines Zusammenwirkens der Friedens-, Ökologie- und Gewerkschaftsbewegung. Diese Kräfte beziehen die Mehrheit der Gesellschaft und die auf Zukunftsfähigkeit gerichteten sozial engagierten Spektren ein.
- Eine Friedenspolitik gleicher gemeinsamer Sicherheit aller Staaten, auch Russlands und der Ukraine ist die Basis dafür, dass sich die Menschheit die Chance bewahrt, eine zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen.
- Eine zukunftsfähige Politik ist nur gegen die Akteure durchzusetzen, die noch immer und noch eine Weile von der kapitalistischen Struktur profitieren und die ihre Privilegien sowie ihre noch nicht implodierte Macht mit allen Mitteln verteidigen. Sie hat die Macht des militärisch-industriellen Komplexes zu brechen.
- Ob ein Engagement zur Abwendung der Zukunftsgefährdungen von Erfolg gekrönt sein wird, ist offen. Das ist kein Grund dafür, zu resignieren. Das Engagement friedensökologischer Kräfte macht so lange Sinn, solange das Schicksal der Menschheit nicht besiegelt ist. Solange es Menschen gibt, ist Menschlichkeit die bessere Idee.
- Der Titanic-Effekt ist das überraschende Eintreten des Vorhersehbaren. Die Kräfte für die Zukunft des Lebens haben die Aufgabe, gemeinsam als Treuhänder der Kinder unserer Zeit das Leben zu bewahren. Seitenthemen dürfen die Bewegungen nicht spalten. Die Konzentration auf das Wesentliche ist die Konzentration auf die gemeinsame Schnittmenge. Und das ist die, die Vergiftung der Atmosphäre, der Böden, der Gewässer und der Beziehungen der Menschen zu sich selbst und zueinander zu verhindern.
- Ökologische Politik verbindet eine antikapitalistische Orientierung mit unmittelbaren Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse schon vor der Überwindung der Gesellschaft, die aus Zerstörung, solange es geht, Gewinn für wenige bereits Reiche generiert.
- Globale Bezüge und unerwünschte Nebeneffekte gegenwärtiger Aktivitäten von Individuen, Gruppen, staatlichen und wirtschaftlichen Akteuren in der Kommunikation miteinander aufzudecken, das herrschende Nachrichtenmanagements in Zweifel zu ziehen und zerstörende Prozesse durch lebenserhaltende Abläufe zu überwinden, eröffnet die einzig verbliebene Aussicht auf ein Überleben. Die Kräfte, die sich für die Zukunft engagieren, sind dann erfolgreicher, wenn sie sich jeweils nicht nur auf wenige Aspekte der Zukunftsgefährdungen ausrichten, sondern wenn sie ganzheitlich und nicht nur reagierend arbeiten und Zukunftsfähigkeit durch eine auf Ursachen gerichtete Therapie der Gesellschaft aufbauen. Dieser Aufbau verbindet eine konkrete Überwindung von Bedrohungen mit der Überwindung ihrer Wurzeln in einer kooperativen Politik, die nicht mehr auf Bilanzzeiträume ausgerichtet ist, sondern auf das Überleben der Zivilisation.