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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zweimal gescheitert

Das Glück hat Pedro Sán­chez ver­las­sen. Am 23. und 26. Juli ver­fehl­te er die erfor­der­li­che Mehr­heit zur Wie­der­wahl als Mini­ster­prä­si­dent. Er konn­te ledig­lich 123 Stim­men der Part­ido Socia­li­sta Obreo Espa­ña (PSOE) und eine Stim­me der Part­ido Regio­na­li­sta de Cantab­ri­ca auf sich ver­ei­ni­gen. Mit »Nein« stimm­ten 170 Abge­ord­ne­te. Uni­dos Pode­mos und die bas­ki­sche Links­par­tei EH bil­du ent­hiel­ten sich geschlos­sen ihrer Stim­men. So ende­te nach drei Mona­ten der Ner­ven­krieg um die Regie­rungs­bil­dung in Spanien.

Zwar hat­te die PSOE die Wahl am 28. April für sich ent­schei­den kön­nen, blieb jedoch mit ihren 123 Man­da­ten deut­lich hin­ter der abso­lu­ten Mehr­heit von 176 Stim­men zurück. So war Sán­chez drin­gend auf 42 Stim­men der Links­par­tei Uni­dos Pode­mos (UP) ange­wie­sen. Noch kurz vor der Abstim­mung hat­te Sán­chez ein­dring­lich an Pablo Igle­si­as von der UP appel­liert, die Kräf­te bei­der Par­tei­en zu bün­deln, um die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on der Bür­ger zu verbessern.

Der amtie­ren­de Mini­ster­prä­si­dent war lan­ge nicht bereit, eine Koali­ti­on mit der Pro­test­par­tei ein­zu­ge­hen, denn die For­de­run­gen von UP-Chef Igle­si­as waren dem Sozi­al­de­mo­kra­ten Sán­chez zu radi­kal. Igle­si­as poch­te nicht nur auf das Amt des Vize­mi­ni­ster­prä­si­den­ten, son­dern woll­te auch die Schlüs­sel­res­sorts Finan­zen und Arbeit in der Koali­ti­on. Erst als Igle­si­as ein­lenk­te und dar­auf ver­zich­te­te, per­sön­lich im Kabi­nett zu sit­zen, schien ein Durch­bruch in Sicht.

Uni­dos Pode­mos schlug mit der Ent­hal­tung die Tür aber noch nicht ganz zu.

Pedro Sán­chez hielt Pablo Igle­si­as vor, er habe eine histo­ri­sche Gele­gen­heit ver­passt. Die Sozia­li­sten ver­öf­fent­lich­ten inzwi­schen das Ori­gi­nal der Wunsch­li­ste von Uni­dos Pode­mos: fünf Mini­ste­ri­en und der Posten der stell­ver­tre­ten­den Mini­ster­prä­si­den­tin für Ire­ne Mon­te­ro, Ehe­frau des Par­tei­vor­sit­zen­den Pablo Igle­si­as und Num­mer Zwei von Pode­mos. Mit neu zuge­schnit­te­nen Mini­ste­ri­en hät­te Pode­mos weit­ge­hend die Kon­trol­le über die Sozi­al- und Umwelt­po­li­tik erhal­ten. Aber das sind auch die The­men, mit denen Pedro Sán­chez und sei­ne PSOE sich pro­fi­lie­ren wollen.

Nach den Wahl­gän­gen möch­ten weder Uni­dos Pode­mos noch die PSOE die Wäh­ler dafür bestra­fen, dass die erste Links­ko­ali­ti­on noch nicht zustan­de gekom­men ist und der poli­ti­sche Still­stand sich wohl noch bis ins näch­ste Jahr hin­zieht. Bei­de Par­tei­en über­bie­ten sich der­zeit mit Schil­de­run­gen ihrer Kom­pro­miss­be­reit­schaft und äußern Ent­täu­schung über ein aus­blei­ben­des Ent­ge­gen­kom­men der ande­ren Seite.

Kommt bis zum 23. Sep­tem­ber kei­ne neue Regie­rung zustan­de, fol­gen Neu­wah­len. Dazu liegt eine erste Umfra­ge vor, nach der nur fünf Pro­zent der Wäh­ler von Sán­chez und Igle­si­as den erneu­ten Urnen­gang anstre­ben. Bei der Part­ido Popu­lar sind es hin­ge­gen 64 Pro­zent, bei Ciduad­a­nos 52 Pro­zent und bei der VOX-Par­tei 79 Pro­zent der Wäh­ler, die für Neu­wah­len votieren.

PSOE lieb­äu­gelt inzwi­schen mit dem por­tu­gie­si­schen Modell: Der dor­ti­ge Mini­ster­prä­si­dent Antó­nio Costa von der Sozia­li­sti­schen Par­tei (SP) regiert mits­ei­nem 17 Mini­ster umfas­sen­de Kabi­nett aus SP und Unab­hän­gi­gen seit dem 24. Novem­ber 2015 gedul­det von der Part­ido Comu­ni­sta Por­tu­guês und dem Blo­co de Esquer­da, einer der 4. Inter­na­tio­na­le nahe ste­hen­den Partei.