Im Jejensatz zu meinen jüngeren Mitbürjern, die ihre heutije Alljemeinbildung aus ihr›n dijitalen Jerätschaften bezieh›n, schnüffle ick nach wie vor lieber in meine tächliche antike Papierfahne. Et is mir een bissken peinlich, mich so altmodisch über det Neuste vom Tare herzumachen und mir Ratschläje reinzuzieh›n. Aba det is mir schnuppe! Wat ick jerne studiere, is die kostenlose Berliner Woche, die »Lokalzeitung für die Ortsteile Lichtenberg, Fennpfuhl und Rummelsburg«. Die hat imma wieda Tipps für ihre Laubenpieper auf ihre Kleinodien parat! Und icke, ick jehör noch zu den Ur-Kleinjärtnern, ick habe schon lange vor der Wende aus dürren jrünen Bohnen saftije Schlangenjurken jezoren. Und da sind mir die Hinweise über det richtije Verhalten von Mensch zu Mensch un von Parzelle zu Parzelle wie auf Seite drei janz nützlich. Jrade jetzt, wo de für fast jeden Scheiß een Anwalt brauchst! In die Ausjabe vom 1. Juli jehts um die Frare, wie hoch die Hecke zum Nachbarjarten sein darf und ob der Pächta splitternackt in sein› Jelände rumhopsen kann. Int›ressant war ooch in derselben Zeitung der Kommentar zum Halten von Hühnern und zum Krähen von Hähnen auf eenem Jrundstück. Laut Landes-Immissionsschutzgesetz ist die Nachtruhe von 22 Uhr bis 6 Uhr einzuhalten, und det jüldet für alle, also ooch für alle Viecher! Und falls es zu eenem Rechtsstreit kommt, ist der Besitzer des Hahnes jut beraten, wenn er dem Jericht durch Lärmprotokolle nachweisen kann, det sich ooch sein Krähvogel an die Stillzeiten hält. Allet kann natürlich nich durchjerejelt werden: Wer kommt denn dafür auf, wenn de Nachtijall aufm Nebenjrundstück jejen Mitternacht ihr´n Triller in de Rummelsburjer Landschaft schmettert? Aba allet in allem: Besten Dank für die nützlichen Hinweise! – Paule Schnaffke (68), Spartenkassierer, Siedlung »Einigkeit«, Baumschulenweg
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Jetzt hat der Bundesgerichtshof die Deutsche Bank am Wickel: Sie muss auch Girokonten für Obdachlose, Sozialhilfeempfänger und Flüchtlinge zu »angemessenen« Preisen zulassen. Das gehört nun mal zur Demokratie, da kann sich die Deutsche Bank nicht auf »höhere Risiken« für »Geldwäsche oder Terrorfinanzierung« (Berliner Kurier, 1.7.2020) berufen! Soll›n denn die Obdachlosen ihre Pfandflaschenmünzen nachts unter ihre aufblasbaren Matratzen klemmen oder Selbsthilfegruppen einrichten und sich gegenseitig bewachen? Und kann es sich die Deutsche Bank nach ihrem Finanzdebakel der letzten Jahre überhaupt leisten, auf die Gebühren einer Klientel für Geldbewegungen zu verzichten? Ich finde es richtig, dass da die Politik und der Bundesgerichtshof eingreifen, damit das Image des internationalen Geldinstituts nicht weiter beschädigt wird! Ingomar Profitlich, Finanzexperte, 47608 Geldern
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Det nimmt ja keen Ende mit Corona! Jetzt hats in dem jroßen Fleischbetrieb der Marktführer-Firma Tönnies mächtich reinjehauen! Massenweise hat sich det Virus in die Arbeitnehma einjenistet, die aus Rumänien oder anderswoher zum Schlachten einjeflogen sind und sich in ihren engen Untakünften jejenseitich volljeniest ham und die Schnitzel jleich mit! Nu ha›m die Behörden den janzen Laden erst mal dicht jemacht, det is ja ooch richtich so! Die Fleischer hatten ja ähnliche Lebensbedingungen wie ihre armen Schweine, die sich ooch kaum ausstrecken konnten in ihr›n Käfijen un für die der Finalbolzen fast ›ne Erlösung war! Auf den Werbeplakaten sah´n die Tiere mit ihr›n niedlichen Ringelschwänzchen und ihr›m verschmitzten Lächeln unterm Rüssel ja janz possierlich aus, is ja klar. Nu hat der Tönnies seine Probleme, und ooch wenn er keen Fußballfunktionär mehr is, weeß er, es jeht immer mal rauf un wieda runta, da wird der schon wieder aus de Bredullje komm›. – Paule Bräsicke (76), Rentner, 12043 Berlin-Neukölln
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Da soll noch mal einer behaupten, die bundesdeutsche Justiz und die Berliner Behörden hätten kein Herz für Risikogruppen! Da haben sie doch den Carlos Lehder Rivas – ich weiß nicht, ob Sie den kennen, das war der Ex-Komplize von dem kolumbianischen Drogenbaron – nach seiner Entlassung aus der USA-Haft in eine gemeinnützige Berliner Einrichtung aufgenommen! Weil er schwerkrank ist, soll der Deutsch-Kolumbianer »in einer kleinen Residenz gepflegt werden«. So jedenfalls berichtet es die Berliner Zeitung vom 19. Juni unter der Überschrift »Medellin-Drogenboss wird Berliner« unter Berufung auf das Nachrichtenmagazin Spiegel. Während seiner Drogenkarriere soll der inzwischen 70-Jährige wegen seiner Brutalität »Crazy Charlie« genannt worden sein. Und verdient haben soll er am Drogengeschäft so viel, dass er sich eine eigene Insel auf den Bahamas leisten konnte. Aber man soll ja nicht nachtragend sein. Er war zwar 1987 zu lebenslang plus 134 Jahre verurteilt worden; die Justiz hatte aber seine Haft wegen seiner Kooperation reduziert und ihn in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Vorher galt er als USA-Staatsfeind Nummer 1. Nun würde mich nur noch interessieren, ob die Haftverkürzung vom lebenslangen Knast oder von der 134-jährigen Verlängerung abgezogen wurde und wie diese Entscheidung begründet worden ist. – Justinian Kiekebusch (74), Pensionär, 01920 Nebelschütz