Schon wieder landete ein Jahr schneller als gefühlt auf dem historischen Müllhaufen und machte einem neuen Katastrophenzeitraum Platz. Etwas anderes kann man sich nach über zwei Coronajahren auch kaum noch vorstellen. Die Pandemie lässt keine Entschleunigung erkennen, die internationale Lage wird von einer neuen Zuspitzung der Kriegsgefahr geprägt, Brandstiftungen, Hochwasser, Geldautomatencrashs, Enkel-Tricks, Messerstechereien und andere Originalitäten »bereichern« die Medien, und man atmet auf, wenn man mal etwas über unverfänglichere Themen erfährt. So erging es mir, als mir bei einem kurzen Jahresendaufenthalt im stürmischen Brockenhotel die Volksstimme vom 31.12.21 in die Hände fiel. Da berichtete »Die Seite Drei« über eine moderne Harzhexe aus Gernrode, die offensichtlich eine alte regionale Tradition aufgreift und »mit ihrem zweiten Gesicht« Antwort auf alle Fragen von der höchsten Politik bis in die tiefsten menschlichen Abgründe gibt. Täglich empfängt sie in ihrem »Hexenhaus« gespannte Klienten, und um den ranken Hals trägt Corinna Mertsch ein »Hexenamulett mit blutrotem Dolch«. Auf derselben Seite wird unter der Überschrift »Eingeweideschau, Vogelflug und Wahrsageautomaten« über die Historie der Weissagung schwadroniert und dargestellt, woher manche Kirchenväter und Politiker offensichtlich ihre Handlungsorientierungen beziehen. Aber bereits Kaiser und Hofschranzen ließen sich bei ihren Entscheidungen von festangestellten Astrologen beraten. Da bleibt nur der fromme Wunsch, dass sich die im Herbst 21 neugewählten Bundespolitiker weniger auf Kaffeesatz und Wahrsager und mehr auf die Realitäten sowie vielleicht auch ein wenig auf ihre Bauchvernunft orientieren. Gotthülf Schütze (83), Pensionär und Hobby-Hellseher, 64753 Wünschbach
*
Also, nun reichts mir aber endlich mit den selbstgefälligen Predigten der katholischen Würdenträger über die Sittenverfehlungen ihrer Amtsbrüder! Dagegen sind ja die Schweigeverpflichtungen der Mediziner offen zugängliche Geheimakten! Und wenn dann einer der zuständigen Bischöfe zufällig Marx heißt, wird die Sache noch brisanter! Na gut, für den Zufall der Namensgleichheit kann weder der eine Marx noch der andere. Der ältere konnte ja nicht wissen, in welchen Zusammenhang 150 Jahre später sein Name geraten wird! Und ein Kind von Traurigkeit war er auch nicht gerade, der Karl Marx, das wussten nicht nur Jenny von Westphalen und Lenchen Demuth … Lale Andersrum (62), Praktikantin, 25832 Kotzenbüll