Im Coronazeitalter freut man sich seit langem über jeden Medienbeitrag, der nichts mit der Pandemie zu tun hat. So wurde am 2. Juni 21 in der Havelland-Variante der Märkischen Allgemeinen auf der »Panorama«-Seite darüber berichtet, dass in einer Schatzkammer unter dem Bremer Ratskeller »unsterbliche Tropfen von Deutschlands ältestem Fasswein aus dem Jahre 1653« und schier unbezahlbare Spitzenweine aus aller Welt gelagert werden. Dieses Refugium darf nur vom Bremer Bürgermeister und vom Ratskellermeister geöffnet und betreten werden. Das brachte mich auf den Gedanken, dass durch ähnliche Lagerstätten und Regularien auch die Hortung und Fehlleitung von lebensrettenden Impfstoffen hätte vermieden werden können. Vom Alkohol lernen muss folglich nicht unbedingt verwerflich sein.
Pardon, ich breche ab, denn jetzt sind wir schon wieder beim Jahresthema angelangt.
Manches hätte man halt früher wissen müssen. Norma-Sabrina Findig (46), Angestellte im Öffentlichen Dienst, 14656 Brieselang
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Ich begrüße es sehr, dass sich der Naturschutzbund NABU in diesem Jahr verstärkt mit den Lebensbedingungen bedrohter einheimischer Vogelarten beschäftigt und Liebhaber der gefiederten Sänger zu Vogelzählungen aufruft. Dabei wird im Havelländischen Teil der Märkischen Allgemeinen vom 2. Juni 21 sogar über Rauchschwalben berichtet, die in zwei Jahrzehnten haus- und familientreu geworden sind, in zwei Räumen der Gastgeberfamilie Kirchert in Friesack nisten und hinter Bilderrahmen sogar brüten. Dabei hätten die Vögel »durchaus Gespür für Kunst und Handwerk« erkennen lassen.
Am Hause wurde übrigens eine NABU-Plakette angebracht, die bekundet, dass Schwalben hier herzlich willkommen sind. Es wird sich zeigen, ob und wie andere Vögel darauf reagieren.
Im Teil »Land und Leute« derselben Ausgabe bin ich beim weiteren Blättern auf einen Bericht über eine Ergotherapeutin gestoßen, die sich freizeitlich nicht nur mit Schwalben, sondern auch mit Sperbern und Spatzen beschäftigt. In unserem Falle bezieht sich die Liebhaberei allerdings nicht auf Vögel, sondern auf Zwei-Takt-Mopeds und Motorroller dieses Typs aus der DDR-Serien-Produktion. Deren »knatterndes Geräusch« und deren »markanter Gestank« bewog die Interessenten unter Leitung von Silke Gute aus Sauen 2015 zur Gründung des Clubs »Zweitaktpioniere«.
Seitdem bemühe ich mich darum, zwischen beiden in derselben Zeitung erschienenen Beiträgen einen Bezug herzustellen. Da bin ich selbst als Frau vom Fach nachhaltig überfordert. Adelheid Amsel (51), Ornithologin, 15370 Vogelsdorf
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»Wulffs wieder zusammen« frohlockt die PANORAMA-Seite des Berliner Kurier am 4. Juni 2021. Da bin ich aber froh! Der Ex-Bundespräsident (61) hat seine Ex-Wulffin Bettina (47) im dritten Anlauf »am Rande eines Benefizgolfturnieres in ihrem Wohnort Burgwedel« offensichtlich zurückgegolft. »Wir leben zusammen«, kommentierte die wiederholte Braut die erneuerte Beziehung. Das nenne ich Nachhaltigkeit in den Liebesbeziehungen. Der Anwalt der zuvor mehrmals misslungenen Partnerschaft erklärte, dass sich die corpi delicti »über die bekannte Tatsache als solche hinaus nicht äußern möchten«. Gut so! Das Leben besteht nicht nur aus Ehe-Notständen und Ehe-Innovationen von Politikern wie Schröder oder Wulff oder von Künstlern wie Lopez/Affleck oder Goddet/Sander, und alles man muss auch nicht breittreten. Wenn die Beziehungsberichte von »Normalos« in den Medien auch so behandelt würden wie die der Promis, müssten mehrmals jährlich Bände im Telefonbuch-Umfang publiziert werden. Dann bliebe für Kriminalfälle, Betrugsaffären, Parteienrangeleien und Rätselhefte kaum noch Papier. Aber wie sollen die Paare wieder zusammenfinden, die nicht über Turnieranlagen verfügen? Laurentina Mustermann (48), Praktikantin, 67259 Heuchelheim