Der Pulverdampf heizte die Dieseldebatte an, der Raketenschrott vergammelte noch tagelang im Rinnstein, und die Notärzte konnten ihr chirurgisches Repertoire erneut erweitern. Es gab – wie immer in der grellbunten Silvesternacht – Schlägereien und pyrotechnische Straßengefechte. Inzwischen sind die salbungsvollen Bundesreden verklungen, die Predigten zelebriert, und selbst der Papst hat die Heuchler in seiner Kirche aufgefordert, sich besser als Atheisten zu outen. Und Alexander Gerst hat sich bei der jüngeren Generation entschuldigt und der planetarischen Menschheit einiges zu bedenken gegeben, bevor er sich aus seiner schützenden interplanetarischen Kapsel wieder auf die angebrannte Erde fallen ließ. Das Fazit: Aus dem verqueren Jahr 2018 sind wir raus, in dem nicht sehr hoffnungsvollen Jahr 2019 sind wir drin. Zeit und Gelegenheit, sich über die Neuerungen zu informieren, die dem Bundesbürger das Leben erleichtern werden. Dazu gehören einige tarifliche Verbesserungen, errungen durch Streiks, die einen erheblichen Teil der Fluggäste zu fröhlichen Wartegemeinschaften zusammenführten; eine weitere Verheißung auf dem Wege der forteilenden 30-jährigen Rentenangleichung und die Entscheidung, dass die Deckel- und Schraubverschlüsse von Gläsern und Flaschen nicht mehr abgedreht werden müssen, bevor die ausgedienten Behälter in die Container entsorgt werden. Das kommt uns Rentnern mit unseren gichtklammen Fingern entgegen. Auch die bevorstehenden Beschlüsse über den Abschuss denkmalgeschützter Wölfe geben uns Senioren bei Waldspaziergängen größere Sicherheit. Welche Lichtblicke angesichts der kaum noch überblickbaren Weltlage, der britischen Brexit-Katastrophe, der USA-Gemengelage zwischen Republikanern und Demokraten und der bevorstehenden Wahlgänge in bundesdeutschen Landen! Unter diesen Umständen sind auch die Erhöhung der Bestattungsgebühren und die »bodennahe Pflege« von Patienten in der Klinik Niederlausitz (siehe BZ vom 3.1.19) zu verkraften! Meine Vorsätze für 2019 ergeben sich vor allem aus den nicht eingelösten des Vorjahres. Und noch eine Erinnerung: Als 12-Jährigen beeindruckte mich in der Neujahrsaufführung meines heimatstädtischen Stadttheaters »Peterchens Mondfahrt«. 70 Jahre später ist es die chinesische Landung auf der schattigen Rückseite des Mondes. Wenn das kein großer Sprung ist. – Manfred Möchtegern (83), Rentner, 16775 Großmutz
*
»Der Winter kennt kein Erbarmen«, titelte der Berliner Kurier am 9. Januar, nachdem die Wetterprognosen zuvor nur nieselnden Regen und stürmischen Wind angekündigt hatten. Aber so ist das nun einmal: Die Welt verändert sich, und auf politische und meteorologische Erscheinungen muss die Presse ebenso reagieren wie auf individuelle Befindlichkeiten. Wenn die Journaille irgendetwas Spektakuläres erfahren hat, muss sie sich knallhart dazu äußern. Deshalb sind in derselben Ausgabe auch die Speisegewohnheiten einiger Promis dran. So wird offengelegt, dass sich Hummer, Gänsestopfleber und Spitzenweine bei Frau Wagenknecht, Herrn Steinbrück und Herrn Schulz großer Beliebtheit erfreuen. Manne Mustermann und andere sollten sich einen Schluck und eine Scheibe davon gönnen. Ich finde das gut und richtig, zumal zurzeit in den Medien häufig die Bedeutung einer gesunden Ernährung für das Wohlbefinden hervorgehoben wird. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder nur das genießen würde, was ihm schmeckt! Gibt es außer diesen Beispielen noch weitere Empfehlungen? Mich interessiert auch, ob die Gourmet-Interessen für Mitglieder anderer Parteien ebenfalls repräsentativ sind. Und gibt es größere Unterschiede zwischen den Bundesländern? Bestehen schon EU-Standards? – Maledivia Schmatzler-Magerfeld (45), Veganerin, 99441 Vollradisroda-Döbritschen