Ostern, das Fest, das Goethe einst auf den Spuren Gretchens zum Spaziergang vor die Tore der Stadt lockte, hat sich mit frühlingshaften Temperaturen und Staus auf allen Autobahnen verabschiedet, und die Ausflügler sind an ihre Heimatorte zurückgekehrt – vorausgesetzt, sie sind nicht verunfallt. Als Leser habe ich mich darüber gefreut, dass die Berliner Zeitung zu den Festtagen ein »Panorama«-Blatt offerierte, das sich vor allem der Tradition des Osterhasen widmet. »Meister Lampe« war ebenso ein Thema wie der Dürer-Hase, der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem schlitzohrigen Igel, und an Fritz Koch-Gothas Zeichnungen aus der »Häschenschule« erfreuten sich auch ältere und bereits zerfurchte Herzen wie unsereins. Übrigens war ich in der damaligen Volksschule mit einer Klassenlehrerin namens »Frau Haas« gesegnet. Auch Alt-Finanzminister Theo Waigel – ja, der Mann mit den buschigen Augenbrauen, in denen seine Enkel gut Eier verstecken könnten, erinnerte sich laut Augsburger Allgemeine an die Tiere seiner Kindheit im Dorf und daran, dass er »den Schwanz der Hofkatze gern am Gartenzaun festband«. Der Ex-Minister, der am Ostermontag seinen 80. beging, träumt nach eigenem Bekunden »merkwürdigerweise nie von den großen Ereignissen seiner politischen Karriere«. Da bleibt nur zu wünschen, dass auch anderen Politikern eine Dienstkatze zur Verfügung gestellt wird, deren Schwanz an einen Gartenzaun gebunden werden kann, damit sie ab und zu ein Erfolgserlebnis haben. – Gotthilf Haase, Rentner, 38835 Osterrode am Fallstein
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Dass manche Politiker die Auferstehungstage für eine Auszeit »ganz ohne direkte politische Botschaft, Anzug oder Kostüm« nutzten (siehe Berliner Kurier, 26.4.19), steht ihnen wie jedem Normalverbraucher auch zu. Auf der Fotoplattform Instagram begegnen einem beispielsweise Digitalministerin Bär im roten Kleid beim Eisschlecken in Rom, Gesundheitsminister Spahn ohne Brille auf Mallorca und Haushaltsexperte Kahrs mit einem Papagei auf der Schulter auf den Kanaren. Ich hätte nicht gedacht, dass er sogar über Ostern seinen Pressesprecher mit sich herumträgt. Aber sei es, wie es sei: »… ganz ohne Anzug oder Kostüm« wird trotz Ansage niemand präsentiert. Um möglichen Fragen zuvorzukommen, möchte ich mitteilen, dass ich kurz vor Ostern noch beim Frisör war und bei einem Spaziergang meinen Hochzeitsanzug trug, der mir nach über 30 Jahren immer noch passt. Mein Hörgerät hatte ich allerdings verlegt, so dass ich im Falle von Komplimenten über mein Erscheinungsbild manchmal nachfragen musste. Für weitere interne und intime Anfragen stehe ich gern zur Verfügung. – W. H., freischreibender Rentner
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In der rbb-Abendschau vom 2. April wurden Freiwillige dazu aufgerufen, sich als Fledermausforscher zur Verfügung zu stellen. Das brachte mich auf die Idee, vor allem Obdachlosen dieses Angebot zu unterbreiten. Sie würden dadurch die Nächte gemeinnützig verbringen und etwas Sinnvolles für den Naturschutz tun. Vielleicht könnte man ihnen auch einen kleinen Obolus dafür zur Verfügung stellen, so dass sie nicht nur auf die Sammlung von Pfandflaschen und Liebesgaben angewiesen sind. – Alois Finsterbusch (69), Ökonom a. D., 14139 Schmargendorf