Wie jemand sein Wochenende oder die abendlichen Freizeitstunden verbringt, hängt von den familiären Gegebenheiten, der individuellen Interessenlage, den beruflichen Besonderheiten, der finanziellen Lage, den häuslichen Gewohnheiten oder welchen Umständen auch immer ab. Wieso ich darauf komme? Weil die Berliner Zeitung in Zusammenhang mit den Zuständen im und um den »Görli« wieder mal eine Diskussion um den Drogenhandel, die Kriminalität und die Sicherheit der Hauptstadtbürger vom Zaune gebrochen hat. Und dabei gerät Frau Herrmann, die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, kräftig in die Schusslinie, weil sie der Zeitung Die Welt auf die Frage, ob sie sich in der Dunkelheit in den Görlitzer Park traue, erklärt hatte, sie gehe in Berlin durch gar keine Parks, das wäre ihr als Frau zu gefährlich. Das löste in der Wochenendausgabe vom 14./15. September eine heftige Debatte zwischen Bankrotterklärung und Zustimmung aus, in der Normalverbraucher, Politiker und selbst die Polizeipräsidentin das Wort ergriffen. Und ein Beamter von der Gewerkschaft der Polizei lud Frau Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) zu einem gemeinsamen Nachtspaziergang ein, um mit ihr »über alle ideologischen Grenzen hinweg mal über die Probleme dort zu reden«. Nun würde mich interessieren, ob es dazu schon gekommen ist und ob die beiden Politiker bei der Gelegenheit gleich eines der angedachten Fußballspiele zwischen Dealer-Mannschaften besucht haben. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass meine Frau sich am Abend lieber lustige Gesundheitsratschläge von Eckart von Hirschhausen auf dem häuslichen Bildschirm präsentieren lässt, und mir erscheint das Studium der Wochenendzeitungen oder ein »Tatort« bekömmlicher als Selbstversuche auf einem Risikogelände. – Martin Biernoth, Rentner, 10319 Berlin-Rummelsburg