Meine regelmäßige Kontrolluntersuchung wg. gutartiger Prostatavergrößerung hat sich leider als echtes Schockprogramm herausgestellt. Gleich bei der Anmeldung drückte mir die freundliche Sprechstundenhilfe einen Zettel in die Hand. Darauf stand: »Unsere Leistungen: IGEL für den Mann« und die »Zusatzleistung Männergesundheit«. Ja, die Gesundheit ist eine Zusatzleistung!
Es werden zwei Pakete angeboten. Paket 1 ist ungefähr, was bisher umsonst war: Fragen zur medizinischen Vorgeschichte, Ultraschall und Urinuntersuchung. Dazu kommt der PSA-Test. Das Paket kostet 114,10 €. Will man dazu so Sachen wie Blutdruck und Pulsmessung, Ultraschall, BMI, Hormonstatus, also durchaus Dinge, die man nicht braucht, die aber »Sicherheit« vermitteln, dann ist man gleich bei 217,02 €!
Das ist wie im guten Lokal. Man kann zwischen 2 Menüs wählen oder sucht sich auf der Speisekarte selber was zusammen. Z. B.: PSA-Bestimmung 23,31 €, Ultraschall 58,97 € usw.
Also ist es wie beim Zahnarzt: Der warme Händedruck ist umsonst, dann sollte man seine Bank-Karte zücken.
Während die Hälfte der Zeit beim Zahnarzt darauf vergeht, dass er mir die Zahnreinigung aufschwatzt, versucht mir dann die Frau, die diese durchführt, klarzumachen, dass einmal im Jahr nichts nutzt, weil sich die Bakterien schnell (3 Monate!) vermehren, also 4-mal im Jahr wäre schon besser… Die Kasse zahlt hier einmalig im Jahr 60 €, es kostet aber 120.
Nun ist es beim Urologen auch so: Händedruck ist frei, dann sollte man die »Speisekarte« im Kopf haben.
Schon klar, dass ich keine dieser Berliner Regierungsparteien und ihre Pseudo-Opposition für wählbar oder auch nur ertragbar halte. Sie zerstören nicht nur nachhaltig (Uran) die Ukraine, sondern auch unser Land.
Danach hatte ich ein Interview mit einem jungen Psychologen; ich hatte mich leichtsinnigerweise als Versuchskaninchen bereit erklärt, man will den jungen Nachwuchswissenschaftlern ja helfen. Das passende Thema: Krisenprävention. Aber wie soll man diese Krisen verhindern? Dazu wüsste ich nur ein Mittel, das heißt Klassenkampf, wozu freilich meine Gewerkschaft nicht so recht Lust hat, weswegen ich nun lieber keine mehr will als eine, die man eher als palliativ beschreiben kann.
Wie auch immer? Marx ist aktueller denn je! Aber wer studiert ihn, wer lernt von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht den Kampf gegen Imperialismus, Massenverarmung und Krieg?
Karl Kraus: »Die Aufgabe der Religion, die Menschheit zu trösten, die zum Galgen geht, die Aufgabe der Politik, sie lebensüberdrüssig zu machen, die Aufgabe der Humanität, ihr die Galgenfrist abzukürzen und gleich die Henkersmahlzeit zu vergiften!«