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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zur rechten Zeit

Dem ver­dienst­vol­len Hein­rich-Voge­l­er Enthu­sia­sten Sieg­fried Bres­ler und dem Donat-Ver­lag Dank für die­ses schö­ne Buch: »Auf der Suche nach einer bes­se­ren Welt«. Sozu­sa­gen ein wahr­haft wür­di­ger Höhe- und Schluss­punkt zugleich zum Jubi­lä­um »Hein­rich-Voge­l­er 150«.

Die­ses Buch reiht sich ver­dienst­voll ein in die lan­ge Rei­he der Ver­öf­fent­li­chun­gen über den Jugend­stil­gra­fi­ker, Maler, Lebens­re­for­mer, Sozia­li­sten, Frie­dens- und Men­schen­freund Hein­rich Voge­l­er. Die Bio­gra­fie von Sieg­fried Bres­ler fasst das reich­hal­ti­ge Quel­len­ma­te­ri­al zum Leben und Werk von Hein­rich Voge­l­er sou­ve­rän zusam­men. Der Autor stellt Leben und Werk die­ses begna­de­ten Künst­lers über­zeu­gend in den Tru­bel der Zeit. Mehr noch – und das ist das Ent­schei­den­de: Die­ses Buch erscheint zur rech­ten Zeit. Es ist in vie­ler­lei Hin­sicht hochaktuell.

Bres­ler erin­nert dar­an: Vor 100 Jah­ren gab es in Ber­lin die bedeu­ten­de Voge­l­er-Aus­stel­lung der Kom­plex­bil­der im Karl-Lieb­knecht-Haus. Vor 98 Jah­ren ist der Künst­ler auf der Suche nach sinn­erfüll­ter Tätig­keit mit Son­ja March­lews­ka von Worps­we­de nach Ber­lin und dort nach Britz in die Onkel-Brä­sig-Stra­ße 138 gezogen …

Aber natür­lich viel bedeut­sa­mer: Der Autor ver­an­schau­licht über­zeu­gend die Lebens­sta­tio­nen von Hein­rich Voge­l­er auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Frie­den, Frei­heit und sozia­ler Gerech­tig­keit. Um 1914 ver­fällt Voge­l­er – wie vie­le fort­schritt­li­che Intel­lek­tu­el­le und Künst­ler sei­ner Zeit – in eine tie­fe Sinn- und Lebens­kri­se. Aus ver­stö­ren­der End­zeit­stim­mung sucht er nach einer Mög­lich­keit, sei­ner inne­ren Kri­se zu ent­kom­men. Anschau­lich stellt Bres­ler dar, wie Voge­l­er erst nach den Wahn­sinns­er­fah­run­gen des eige­nen Kriegs­dien­stes zum enga­gier­ten Kriegs­geg­ner und Frie­dens­kämp­fer wird. Sein Frie­dens­ap­pell »Das Mär­chen vom lie­ben Gott« vom Janu­ar 1918 – das ist ein Auf­schrei aus tief­ster Lebens­pein. Die­ser »Frie­dens­ap­pell gehört zu den berühm­te­sten deut­schen Künst­ler­schrif­ten des 20. Jahr­hun­derts«. Und: Er ist höchst aktuell!

»Das Lei­den im Krieg« (1916), »Lei­den der Frau­en im Krieg« (1918), »Die sie­ben Scha­len des Zorns« (1918), »Die Kriegs­fu­rie« (1919) – das sind auf­rüt­teln­de Kunst­wer­ke von Hein­rich Voge­l­er gegen den Krieg, für den Kampf um den Frie­den. Kann es in der Jetzt­zeit ein­dring­li­che­re Mah­nun­gen an all die ent­täusch­ten und ver­un­si­cher­ten Men­schen von heu­te geben?

Und das Buch von Bres­ler führt dann ein­drucks­voll vor Augen, wie Voge­l­er auf der Suche nach einer bes­se­ren Welt zum Sozia­li­sten wird, der auch mit den Mit­teln sei­ner Kunst einen wir­kungs­vol­len Bei­trag lei­sten will. Gut, dass in die Abfol­ge des Buch­tex­tes Abbil­dun­gen wich­ti­ger Bil­der, Por­träts und Doku­men­te ein­ge­ord­net sind: »Die Geburt des neu­en Men­schen« (1923), »Rote Metro­po­le« (1923), »Ham­bur­ger Werft­ar­bei­ter« (1928), u. v. a. Wobei – das sei an die­ser Stel­le zumin­dest ange­merkt – man sich die eine oder ande­re Abbil­dung doch noch ein wenig grö­ßer, und dadurch noch über­zeu­gen­der gewünscht hätte.

Ins­ge­samt aus mei­ner Sicht: Die­se Künst­ler-Bio­gra­fie über Hein­rich Voge­l­er – das ist eine wich­ti­ge, hoch­ak­tu­el­le Streit­schrift zum Kampf um Frie­den in der Welt von heute.

Sieg­fried Bres­ler: Auf der Suche nach einer bes­se­ren Welt – Hein­rich Voge­l­er 1872-1942, Donat Ver­lag 2025, 264 S., 19,80 €.