Endlich geht es voran in Berlin! Während Ökostrom-Minister Habeck im Tschad nach Öl bohrt, kurbelt der Bundestag daheim die Wirtschaft an. Das ist auch dringend nötig, denn aktuell ist Berlin für die Weltkonzerne noch weniger attraktiv als Grünheide oder Magdeburg. Schon prüft Amazon, ob man seinen Europasitz auf Usedom einrichten will. Facebook hingegen liebäugelt mit Brücken-Hackpfüffel im Südharz. Berlin, das war mal sexy.
Mister Sex persönlich will das jetzt ändern: Helge Braun, ehemals Muttis Boytoy im Kanzleramt, dann Coverboy im CDU-Run auf den Parteivorsitz und nun Vorsitzender im Haushaltsausschuss. Brownie, wie er im Ausschuss genannt wird, möchte mehr Büroflächen auf den Markt bringen, damit sich endlich mal ein geileres Unternehmen als Kik an der Spree ansiedelt. Damit die Gewerbeflächen auch sicher bis 2050 zur Verfügung stehen, wird nicht lange gefackelt und erst noch umständlich gebaut. Stattdessen setzt der Bundestag auf Enteignung.
Erstes Opfer der Büroreform ist Sozen-Ikone Gerd »Bomber« Schröder. Der Altkanzler hat vor Unzeiten vom Bundestag gleich sechs Büros mietfrei bekommen für seinen post-aktiven Staatsdienst. Das größte Zimmer nutzt Gerd Fritzowitsch Schröder seither als Empfangssaal für die Weltpresse. In einer Kopie des Bernsteinzimmers mit Zarenthron-Replik erklärt er dort, dass er zwar genauso unfehlbar, wie der Papst sei, für ein »mea culpa« aber ausschließlich der alte Mann in Rom zuständig ist.
Zwei weitere, etagenfüllende Großraumbüros sind gerade groß genug für Schröders Eier. Die maximale Bodenbelastung wurde hier schon beim Einzug ausgereizt, im Untergeschoss mussten zusätzliche Stützbalken eingezogen werden. In einem vierten Büro ist Schröders Westen-Kollektion untergebracht, die er auf Instagram vertickt.
All diese Immobilien will sich nun der Haushaltsausschuss entschädigungslos unter den Nagel reißen. Bürobonze Braun ist sich sicher, dass sie schnell neue Mieter finden werden. Immerhin tummeln sich in Berlin noch genügend Oligarchen, die auf Schröder-Reliquien scharf sind.
Sorgen bereiten Braunbär nur zwei weitere Büros, die Schröder bezogen hat. Der Kanzler der Ölfelder hat dort stark umgebaut, sodass sie wohl erst nach größeren Sanierungsarbeiten auf den Markt kommen können. So ist das sogenannte Russland-Zimmer eine Mischung aus stalinistischer Datscha und sibirischer Schwitzstube mit Bohlenverkleidung. Aufgegossen wird hier mit Testosteron. Schröder bewahrt in diesem Raum die Gastgeschenke auf, die er aus Moskau mitgebracht hat. Dazu gehören unter anderem der Eispickel, mit dem Trotzki erschlagen wurde, eine Nowitschok-Spritze (gebraucht) und das Pferd, auf dem Putin durch die Taiga geritten ist und das von Wladimir I. persönlich ausgestopft wurde.
Das andere Problem-Zimmer wurde von So-yeon Schröder-Kim aufwendig umgestaltet. Im Eingangsbereich befindet sich eine Dartscheibe mit dem Portrait von Doris Schröder-Kopf. Vor diesem Hintergrund berichtet Schröder-Kim in ihrem täglichen Podcast aus den Ehejahren ihrer Vorgängerin im Amt. Zum Fenster hin wurde der Raum als spiritueller Ort eingerichtet. Vor dem Ambiente einer Renaissance-Kapelle werden westliches Christentum und fernöstlicher Volksglaube miteinander vereint. So veranstaltet Schröder-Kim hier allabendlich eine Teezeremonie. Dabei liest sie aus einer Nachbildung vom Heiligen Gral in Grünteeblättern und betet für ein Ende der Unruhen in Gerds Verdauungsapparat.
Schröder hat auf die Enteignungspläne noch nicht reagiert. Die Nachricht erreichte ihn zwar in seinem Hauptwohnsitz in Petersburg. Ob sie ihn aber wirklich erreicht hat, ist unklar. Offen ist auch, von wo aus der lebendigste aller Altkanzler künftig arbeiten soll. Aus Schröders Wahlheimat Hannover heißt es, dass spontan keine Büros frei wären. Ja, man wüsste gar nicht, was Büros eigentlich sind. Also sorry. Möglicherweise hat Putin noch ein Zimmerchen im Haus von Depardieu frei. Für den Übergang könnte es reichen.