Noch immer verhandelt die Partido Socialista Obrero Español (PSOE) mit der Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) um deren 13 Stimmen für die Wahl Pedro Sánchez‘ zum Ministerpräsidenten, die auf Januar verschoben wurde. Das Problem für die Zustimmung der ERC sind die neun verurteilten politischen katalanischen Gefangenen, darunter der ehemalige Vizepräsident der Generalitat de Catalunya, Oriol Junqueras, seit 2011 Parteivorsitzender der ERC. Im Strafverfahren wegen des Unabhängigkeits-referendums vom 1. Oktober 2017 wurde er im Oktober 2019 wegen »Aufruhr« zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil steht national wie international in der Kritik. Für die ERC ist die Zustimmung zur Wahl von Sánchez eine Gratwanderung.
In einer gemeinsamen Erklärung zum dritten Treffen von ERC und PSOE, das erste Mal in Barcelona, wird festgestellt, dass es Fortschritte bei der Lösung des politischen Konflikts gibt. Derzeit schießt allerdings Madrids Bürgermeister, José Luis Martínez-Almeida (Partido Popular, PP) quer, der sich laut El País in einer Debatte dazu verstieg, dass die Terroristengruppe ETA und die Partei ERC, obwohl mit unterschiedlichen Mitteln operierend, denselben Zweck hätten und daher aus verfassungsrechtlicher Sicht ein ähnliches Risiko bestehe. Damit wird nicht nur der Wunsch nach Unabhängigkeit kriminalisiert, auch die Verhandlungen zwischen PSOE und ERC werden torpediert. Inzwischen versucht der PP-Vorsitzende, Pablo Casado, mit der VOX-Partei und den zehn Abgeordneten der Ciudadanos ein Bündnis gegen Pedro Sánchez‘ Wahl zu schmieden.