Was wünschen sich Politiker*innen eigentlich zu Weihnachten? »Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen«? Wohl eher nicht. Das wäre ja populistisch! Und die Populist*innen wünschen sich das auch nicht, denn wo bliebe sonst der wütende Wähler? (Diese Wähler sind ja in der Mehrheit weiblich, deshalb kann man da mal auf das Gendern verzichten, hoffe ich.)
Natürlich ist so ein Weihnachtswunsch Privatsache und gehört nicht in die Medien – aber hier im Ossietzky sind wir ja unter uns, da kann ich schon mal weitergeben, was ich weiß. Ich bin nämlich Accountable Manager for Christmas im Facility-Management des Reichstags (schade, dass es für den kein englisches Wort gibt). Und in dieser Funktion organisiere ich seit Jahren das »Weihnachts-Wichteln-Andersrum«. Wichteln kennt man ja: Da schreibt jeder seinen Namen auf einen Zettel, steckt diesen in den Sack, wird dann von irgendjemandem gezogen und bekommt ein billiges Geschenk von Unbekannt. Wir machen Wichteln andersrum: Jeder Politiker, jede Politikerin schreibt seinen oder ihren Wunsch auf einen Zettel, steckt diesen in einen Sack in meinem Büro, und ich finde dann den Weihnachtsmann (die Weihnachtsfrau) für diesen Wunsch. Und das sind Sie, die Wähler. Sie brauchen gar nicht so ungläubig zu gucken: Sie glauben doch wohl selbst auch nicht an den Weihnachtsmann – glauben Sie, dass die Politiker*innen an den Weihnachtsmann glauben? Oder an die Weihnachtsfrau? Unsere Volksvertreter wissen doch genau, von wem das Geld kommt, dass sie mit ihren Diäten verzehren!
Und ich weiß deshalb genau, was sie sich wünschen:
Herr Scholz wünscht sich eine Ampel, bei der die Gelben nicht Rot sehen, die Grünen gelb werden vor Neid auf die Roten und für die Roten immer Grün ist.
Herr Laschet wünscht sich nur noch einen Joint, bei dem er den Verlust von Jamaica besser verkraften kann – aber erst, wenn der Joint völlig legal ist, auch wenn Herr Laschet das überhaupt nicht will.
Herr Lindner wünscht sich, dass die Wissenschaft jetzt aber mal endlich die Probleme löst, die sie geschaffen hat mit diesem nicht-nachhaltigen Fortschritt.
Frau Baerbock träumt vom umweltfreundlichen Elektro-Panzer für nachhaltigen Weltruhm zum Einsatz gegen Russland.
Herr Lauterbach wünscht sich, dass er endlich so viele Krankenhäuser stilllegen kann, wie er will – »ein Drittel bis die Hälfte« hat er ja noch kurz vor Corona geschrieben. Er weiß aber auch, dass das jetzt nicht so schnell geht, auch wenn die 150-prozentige Impfung erreicht wird.
Herr Özdemir wünscht sich, dass die Bienen nicht mehr an Glyphosat sterben, sondern an den Nicotin*innen, die jetzt wieder zugelassen sind von der EU. Und dass die Landwirte sich nicht auf ihn berufen, wenn sie naturbelassene Lebensmittel »türken«. Da er die undankbarste Aufgabe im Kabinett übernommen hat, darf er sich zwei Wünsche leisten.
Herr Habeck braucht nur einen Wunsch: Eine Eiszeit! Dann braucht er nichts zu tun gegen den Klimawandel, die Erderwärmung ist die Lösung, und er geht in die Geschichte ein als erfolgreichster Umweltminister aller Zeiten.
Die meisten Abgeordneten wünschen sich, nicht neben der AfD sitzen zu müssen, nur die AfD-Abgeordneten wünschen sich nicht, neben sich zu sitzen.
Frau Bas, die neue Bundestagsvorsitzende, wünscht sich ein Verkleinerungsglas, um den Bundestag nicht in seiner vollen Größe sehen zu müssen. Und die Bundestags-Hausmeister – pardon! Facility Manager – wünschen sich, dass der Bundestag endlich wirklich kleiner wird, damit sie nie wieder noch mehr Stühle stellen müssen.
Sie sehen, Sie haben viel zu liefern auf Ihrem Schlitten, liebe Weihnachtsmänner*innen!