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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Wunschzettel unserer Volksvertreter

Was wün­schen sich Politiker*innen eigent­lich zu Weih­nach­ten? »Frie­den auf Erden und den Men­schen ein Wohl­ge­fal­len«? Wohl eher nicht. Das wäre ja popu­li­stisch! Und die Populist*innen wün­schen sich das auch nicht, denn wo blie­be sonst der wüten­de Wäh­ler? (Die­se Wäh­ler sind ja in der Mehr­heit weib­lich, des­halb kann man da mal auf das Gen­dern ver­zich­ten, hof­fe ich.)

Natür­lich ist so ein Weih­nachts­wunsch Pri­vat­sa­che und gehört nicht in die Medi­en – aber hier im Ossietzky sind wir ja unter uns, da kann ich schon mal wei­ter­ge­ben, was ich weiß. Ich bin näm­lich Accoun­ta­ble Mana­ger for Christ­mas im Faci­li­ty-Manage­ment des Reichs­tags (scha­de, dass es für den kein eng­li­sches Wort gibt). Und in die­ser Funk­ti­on orga­ni­sie­re ich seit Jah­ren das »Weih­nachts-Wich­teln-Anders­rum«. Wich­teln kennt man ja: Da schreibt jeder sei­nen Namen auf einen Zet­tel, steckt die­sen in den Sack, wird dann von irgend­je­man­dem gezo­gen und bekommt ein bil­li­ges Geschenk von Unbe­kannt. Wir machen Wich­teln anders­rum: Jeder Poli­ti­ker, jede Poli­ti­ke­rin schreibt sei­nen oder ihren Wunsch auf einen Zet­tel, steckt die­sen in einen Sack in mei­nem Büro, und ich fin­de dann den Weih­nachts­mann (die Weih­nachts­frau) für die­sen Wunsch. Und das sind Sie, die Wäh­ler. Sie brau­chen gar nicht so ungläu­big zu gucken: Sie glau­ben doch wohl selbst auch nicht an den Weih­nachts­mann – glau­ben Sie, dass die Politiker*innen an den Weih­nachts­mann glau­ben? Oder an die Weih­nachts­frau? Unse­re Volks­ver­tre­ter wis­sen doch genau, von wem das Geld kommt, dass sie mit ihren Diä­ten verzehren!

Und ich weiß des­halb genau, was sie sich wünschen:

Herr Scholz wünscht sich eine Ampel, bei der die Gel­ben nicht Rot sehen, die Grü­nen gelb wer­den vor Neid auf die Roten und für die Roten immer Grün ist.

Herr Laschet wünscht sich nur noch einen Joint, bei dem er den Ver­lust von Jamai­ca bes­ser ver­kraf­ten kann – aber erst, wenn der Joint völ­lig legal ist, auch wenn Herr Laschet das über­haupt nicht will.

Herr Lind­ner wünscht sich, dass die Wis­sen­schaft jetzt aber mal end­lich die Pro­ble­me löst, die sie geschaf­fen hat mit die­sem nicht-nach­hal­ti­gen Fortschritt.

Frau Baer­bock träumt vom umwelt­freund­li­chen Elek­tro-Pan­zer für nach­hal­ti­gen Welt­ruhm zum Ein­satz gegen Russland.

Herr Lau­ter­bach wünscht sich, dass er end­lich so vie­le Kran­ken­häu­ser still­le­gen kann, wie er will – »ein Drit­tel bis die Hälf­te« hat er ja noch kurz vor Coro­na geschrie­ben. Er weiß aber auch, dass das jetzt nicht so schnell geht, auch wenn die 150-pro­zen­ti­ge Imp­fung erreicht wird.

Herr Özd­emir wünscht sich, dass die Bie­nen nicht mehr an Gly­pho­sat ster­ben, son­dern an den Nicotin*innen, die jetzt wie­der zuge­las­sen sind von der EU. Und dass die Land­wir­te sich nicht auf ihn beru­fen, wenn sie natur­be­las­se­ne Lebens­mit­tel »tür­ken«. Da er die undank­bar­ste Auf­ga­be im Kabi­nett über­nom­men hat, darf er sich zwei Wün­sche leisten.

Herr Habeck braucht nur einen Wunsch: Eine Eis­zeit! Dann braucht er nichts zu tun gegen den Kli­ma­wan­del, die Erd­er­wär­mung ist die Lösung, und er geht in die Geschich­te ein als erfolg­reich­ster Umwelt­mi­ni­ster aller Zeiten.

Die mei­sten Abge­ord­ne­ten wün­schen sich, nicht neben der AfD sit­zen zu müs­sen, nur die AfD-Abge­ord­ne­ten wün­schen sich nicht, neben sich zu sitzen.

Frau Bas, die neue Bun­des­tags­vor­sit­zen­de, wünscht sich ein Ver­klei­ne­rungs­glas, um den Bun­des­tag nicht in sei­ner vol­len Grö­ße sehen zu müs­sen. Und die Bun­des­tags-Haus­mei­ster – par­don! Faci­li­ty Mana­ger – wün­schen sich, dass der Bun­des­tag end­lich wirk­lich klei­ner wird, damit sie nie wie­der noch mehr Stüh­le stel­len müssen.

Sie sehen, Sie haben viel zu lie­fern auf Ihrem Schlit­ten, lie­be Weihnachtsmänner*innen!