Sie nervt: die Wohnungssuche in deutschen Großstädten. Oder könnte Sie zum Beispiel eine 2-Zimmerwohnung in der ersten Etage eines ziemlich abgerockten Mietshauses in Berlin-Friedrichshain für 758,94 Euro Kaltmiete reizen? Dafür gibt es ganze 58,38 Quadratmeter, Ofenheizung und Balkon. Mit Nebenkosten kommt man auf 846,51 Euro zuzüglich Heizkosten. Die Kaution beträgt 2.276,82 Euro. Das ist ein Schnäppchen. Ich rate zuzugreifen, falls Sie die Bonitätsprüfung überstehen. Etwas gepflegter wird es deutlich teurer. Ob der am 30. Januar von den Berliner Abgeordneten beschlossene Mietendeckel Wohnungssuchenden in der Hauptstadt etwas bringen wird, muss die Praxis erst noch erweisen. Aber immerhin: ein Schritt in die richtige Richtung. Derweil hat Stuttgart im November letzten Jahres München den Rang als Stadt mit den höchsten Mieten abgelaufen. Stuttgartern, Münchnern und Hamburgern wird das ofenbeheizte Berliner Angebot als Traumwohnung erscheinen.
Das Thema Wohnen macht die sozialen Verwerfungen dieses Landes in vielerlei Hinsicht deutlich. In einem 80 Seiten umfassenden Extraheft der Zeitschrift Lunapark21 werden jetzt Hintergründe der Mietpreisexplosion ebenso beleuchtet wie Möglichkeiten zur Gegenwehr. Zu den Autoren zählen unter anderem Werner Rügemer, Daniel Fuhrhop, Andrej Holm, Heike Sudmann, Jürgen Bönig, Katrin Kusche, Rainer Neef, Hannes Hofbauer, Carl Waßmuth und Winfried Wolf. In fünf Themenblöcken – Aktuell, Städte, Theorie, Geschichte und Widerstand – spüren die Autoren Ungeheuerlichkeiten des Wohnungsmarktes nach. Ebenfalls im Heft findet sich eine Zusammenstellung von aktuellen Bürger-/Volksbegehren und -entscheiden zu bezahlbarem Wohnraum. Eine gute Vorlage für Widerstand andernorts. Die Publikation entstand in gemeinsamer Herausgeberschaft von Lunapark21 mit dem privatisierungskritischen Verein Gemeingut in BürgerInnenhand sowie in Kooperation mit der Stuttgarter FrAKTION Linke-SÖS-Piraten-Tierschutz und der Fraktion Die Linke in der Hamburger Bürgerschaft. Chefredakteur Winfried Wolf geht davon aus, »dass die Publikation dazu beitragen wird, den berechtigten Forderungen nach Mietpreisstopp, Mietendeckel und Enteignung der Wohnungskonzerne den gebührenden Nachdruck zu verleihen«. Dem Heft sind viele Leser, die widerständige Mieter werden wollen, zu wünschen.
Das Heft »Mietenexplosion vs. Daseinsvorsorge« gibt es für 6,50 € bundesweit an Bahnhofskiosken größerer Städte (siehe: https://www.lunapark21.net/im-kiosk/) oder kostenlos über Gemeingut in BürgerInnenhand (Mail an: info@gemeingut.org).