Wohnraum ist knapp und Bauen ein Geschäft. Aus diesem Grund sollen auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Hamburg-Fuhlsbüttel, im Volksmund »KolaFu« genannt, möglicherweise Wohngebäude errichtet werden. Citynahes Wohnen an geschichtsträchtigen Plätzen! Eine erste Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2010 nimmt nun nach Plänen der Justizbehörde Hamburgs und des Bezirks Hamburg Nord weiter Gestalt an, siehe die mit »Projektentwicklung Areal Santa Fu« betitelte Machbarkeitsstudie der Sprinkenhof GmbH vom 25.02.2023 (abrufbar im Hamburger Transparenzportal mit der Suchfeld-Eingabe »Kola-Fu«). Vom kreuzförmigen Gefängnisgebäude sollen nicht-denkmalgeschützte Teile abgerissen, andere einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden. Wie auch im Fall der ehemaligen Hamburger Gestapozentrale Stadthaus soll ein Gedenkort in Form einer Public Private Partnership zeitgemäßer als bisher genutzt werden – KolaFu zum Beispiel, um dort zu übernachten. In dem sanierten Bau könnte man dann in Zukunft auf der Durchreise halt machen und sein Kreuz weich betten oder das in KolaFu geplante Hotel gleich als Ferienort nutzen. Ein Zimmer mit Ausblick auf Mauern – meditativ! Vielleicht ist es auch als ein Themenhotel gedacht? Vielfältige Ausgestaltungsmöglichkeiten drängen sich doch geradezu auf, mit denen das Hotel deutschlandweit Alleinstellungsmerkmale für sich reklamieren könnte.
Am 02.02.2023 organisierten die VVN-BdA Hamburg-Nord und die Zinnschmelze Hamburg zu den Plänen Hamburgs im Rahmen der Woche des Gedenkens einen Gesprächsabend. Die Pläne sehen folgendes vor: Die Strafgefangenen der JVA-Fuhlsbüttel werden in einen moderneren Gefängnisbau der Justizvollzugsanstalt Billwerder verlagert, der derzeit von der Sprinkenhof GmbH gebaut wird. Auf diese Weise entsteht in KolaFu ein großes, scheinbar »freies« Gelände. Dort soll dann unter anderem auch ein neues Dokumentationszentrum entstehen, das die Würdigung des Widerstands aus dem Stadthaus miteinschließt und das Stadthaus als Gedenkort quasi »überflüssig« macht.
Wie man an diesen zwei Beispielen sieht, ist es für Städte generell keine einfache Sache, Privatisierungsbestrebungen und würdige Erinnerungskultur aufeinander abzustimmen.