Der Beitrag von Gerhard Luhn in Heft 1/2023 war für mich besonders anregend. Das Phänomen der »gesellschaftlichen Dummheit«, das er beschreibt, ist ja auch heute wieder in weiten Teilen der Gesellschaft zu besichtigen – etwa beim geringen Widerstand gegen die Kriegstreiberei der Scholz-Regierung im Ukraine-Krieg
Der Großvater von Gerhard Luhn, der Soldat der Hitler-Armee war, kam erst zu dieser Einsicht »Wir waren zu dumm« im Verlauf und nach diesem grausamen Krieg sowie nach achtjähriger Kriegsgefangenschaft auf der Krim. Es brauchte offenbar diese furchtbaren Erfahrungen, die ihm zur wahren Einsicht über die Verdummung durch die NS-Ideologie verhalfen.
Bonhoeffer beschreibt in seinem Essay »Zehn Jahre danach« wie »Dummheit«, oder wir könnten heute auch sagen: Ideologie, d. h. »verkehrtes Bewusstsein«, durch »Macht, Einfluss und Kontrolle« sogar sehr viele Menschen bis heute »infizieren«. Dem wäre hinzuzufügen, dass die ökonomischen Abhängigkeiten vieler Menschen dazu führen können, dass die meisten, gezwungenermaßen, von Kindheit an, lernen (nach der alten Volksweisheit) »des Lied zu singen, dessen Brot sie essen«. Diese »infizierte« Gefolgschaft ist heute auch daran zu erkennen, dass die ukrainischen Machthaber diesen Krieg niemals ohne die USA-Regierung, ohne das Geld und die Waffen des Westens sowie die Flüchtlingshilfen führen könnten! Und dass auch die deutsche Bevölkerung hierzulande, etwa durch die Gas- und Strompreisbremse usw., nur ruhiggestellt, »infiziert« wird, um dieser idiotischen und verbrecherischen Kriegs-Ideologie kaum Widerstand entgegenzusetzen. Man stelle sich vor, was andernfalls ohne diese Kriegshilfen in der Ukraine, in Deutschland und anderswo los wäre: Dieser Nato-Krieg könnte niemals gegen die Massenproteste der leidenden Völker weite geführt werden.
Ich glaube allerdings nicht, wie Luhn mit Bonhoeffer meint: »Nur ein Akt der eigenen inneren Befreiung hilft aus der Dummheit heraus (…). Die Antwort dazu liegt dabei in jedem von uns verborgen. Frieden ist da, sobald wir es zulassen, im Gegenüber das zu entdecken, was uns selbst bereichern könnte.«
Sicherlich beginnt »Befreiung« und »Frieden« bei jedem Einzelnen auch dort, wenn er im Gegenüber Ressourcen entdeckt, die ihm helfen, sein Leben lebenswerter und glücklicher zu machen. Daraus erwachsen sicherlich gegenseitige Hilfe, Achtung und Respekt.
Aber wir müssen nicht erst seit heute illusionslos feststellen: Die toxische Macht des Geldes und des Kapitals dringt vergiftend in jeden von uns, in alle menschlichen Beziehungen. Die Idiotie vom Tanz ums »Goldene Kalb« und die Sehnsucht nach den »Fleischtöpfen« des Westens ist eine pandemische Gefahr ersten Ranges: eine Infizierung durch den globalen Kapitalismus. Und wir verfügen bisher über keine nachhaltigen und präventiven Gegenmittel, über keine ausreichenden Widerstands- und gesellschaftlichen Gestaltungskräfte, die uns in ein neues sozial-ökologisches Zeitalter, in ein neues »Gelobtes Land« führen könnten, wo nicht die Macht des Geldes und der Profitmaximierung vorherrschend ist.
Deshalb kann es sein, dass erst, wie nach dem 2. Weltkrieg, ein 3. Weltkrieg, eine ökologische und atomare Globalkatastrophe die Menschheit heimsuchen muss, ehe die Mehrheit der Weltgemeinschaft erneut verstanden hat, aus diesen unvorstellbaren Schäden klüger zu werden, um sich einzugestehen: »Wir waren und sind zu dumm!«
Ich warne deshalb schon jetzt unmissverständlich: Wer die Regierenden der Nato wählt oder duldet, wählt den globalen Krieg!