Am Anfang war der Dodo, am Ende nicht mehr. Das kam so:
Der Dodo als solcher, also mehrfach weiblich und männlich, lebte herrlich und in Freuden auf seiner Pazifik-Insel im weiten, weiten Stillen Ozean. Wahrscheinlich seit tausenden von Jahren. Es hätte alles so schön sein können!
Leider tauchten plötzlich seltsame hölzerne Gefährte auf, die schwimmen konnten. Mit ihnen kamen weiße Männer auf die Insel, welche Grippeviren, die Syphilis und ein weißes Pulver mitbrachten, das höllisch krachte. Danach war man tot. Überhaupt brachten diese Leute, die sich Christen nannten, dadurch den Tod in gewaltigem Umfang in die Südsee. Aber die Männer brauchten sich gar nicht so anzustrengen und ihr Pulver zu verschießen, denn den Dodo und seine Frau und seine Kinder konnte man einfach so fangen. So sparten sie sich das Pulver auf für die Menschen, die auf anderen Inseln lebten.
Auf der Insel Mauritius, die natürlich nicht so hieß – alles in der Welt hieß anders, die Europäer waren die letzten, die die Welt entdeckten –, lebten damals nur Tiere. Der Dodo, der nach den Kategorien weißer und weiser Männer zu den Taubenvögeln gehören soll, lebte jedenfalls dort ungestört von einheimischen und fremden Menschen und in Frieden mit den anderen Tieren.
Das änderte sich. Nachdem die Seefahrer die Insel erst einmal entdeckt hatten, kamen sie immer wieder, manche ließen sich dort nieder. Obwohl der komische Vogel nicht so gut schmeckte, töteten sie ihn nach Belieben. Er ließ sich leicht fangen, denn er kannte keine Feinde und der liebe Gott hatte vergessen, ihm das Fliegen beizubringen. Das wäre sehr wichtig gewesen, wenn man europäischen Eroberern entkommen möchte.
So geschah es – und der liebe Gott ließ das aus unerfindlichen Gründen unfairerweise zu –, dass die Dodos immer weniger wurden. Erzählt wird, dass irgendwann im 17. Jahrhundert ein besoffener englischer Matrose einen Dodo mit dem gezielten Wurf einer noch halbvollen Flasche Whisky tötete. Erst später wurde mit Erschrecken festgestellt, dass es der letzte gewesen war.
Aber so geht es den Europäern bis heute häufig: Erst nehmen sie alles in Besitz, dann nutzen sie es für ihre Zwecke. Und ihr seltsames Wirtschaftssystem befiehlt ihnen, den Verbrauch bis zum Letzten zu steigern. Und wenn dann alles weg ist oder sie selbst einen Virus, ob Grippe oder etwas anderes, mitkriegen, sind sie ganz erschrocken. Solange sich gesundheitliche oder andere Katastrophen weit entfernt, wie die Europäer meinen, abspielen, sind sie ihnen ziemlich egal.
Offensichtlich hat der liebe Gott vergessen – ihr lieber Gott, den sie am liebsten der ganzen Welt aufzwingen möchten –, ihnen ein Immunsystem gegen manche Viren mitzugeben. Aber jetzt hat der höchste Vertreter des Bodenpersonals, also der katholische Papst, versprochen, mal mit dem lieben Gott, den er den Herrn nennt, zu reden. So kann das nicht weitergehen.
Wir sind doch keine Dodos!