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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Wir hatten einen an der Nudel!

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber wer vor weni­gen Wochen im Super­markt­re­gal noch eine Packung Nudeln vor­fand, war ein regel­rech­ter Glücks­pilz. Die halt­ba­ren Teig­wa­ren waren der abso­lu­te Ren­ner, nur noch über­trof­fen von Toi­let­ten­pa­pier, Sup­pen­do­sen und Trocken­he­fe. Mit der Coro­na-Kri­se explo­dier­te die Nach­fra­ge gera­de­zu. Band­nu­deln, Spi­rel­li, Pen­ne und Co. gin­gen sprich­wört­lich weg wie war­me Sem­meln. Es hät­te wohl nie­man­den gewun­dert, wenn ein­zel­ne Spa­ghet­ti bei eBay hor­ren­de Prei­se erzielt hätten.

Ver­är­gert stan­den wir vor leer­ge­feg­ten Rega­len und frag­ten uns: Wer zum Gei­er hat nur die gan­zen Nudeln gekauft? Die Lager­ka­pa­zi­tä­ten in deut­schen Haus­hal­ten schie­nen unend­lich zu sein. Selbst ein­ge­fleisch­te Ernäh­rungs-Gurus konn­ten dem tei­gi­gen Dick­ma­cher, der zum »Sym­bol der Sicher­heit« mutiert war, nicht wider­ste­hen. Die Nudel-Pro­du­zen­ten wur­den zu Pro­fi­teu­ren der Coro­na-Kri­se. Um der sprung­haf­ten Nach­fra­ge Herr zu wer­den, pro­du­zier­ten sie sogar Groß­packun­gen mit fünf oder zehn Kilo.

Irgend­wann hat­ten jedoch die Rega­le in den hei­mi­schen Vor­rats­kam­mern einen sol­chen Teig­wa­ren-Sät­ti­gungs­grad erreicht, dass nun die XXL-Packun­gen ein Stief­müt­ter­chen-Dasein in den Super­märk­ten fri­sten. Selbst saf­ti­ge Rabat­te las­sen die Palet­ten nicht schrump­fen. Erst ein­mal müs­sen wir ja wochen- oder viel­leicht gar mona­te­lang die gehor­te­ten Vor­rä­te ver­brau­chen. Schließ­lich haben wir wäh­rend der Coro­na-Kri­se kaum ein Nudel­ge­richt oder eine Dosen­sup­pe mehr ver­zehrt. Auch der Ver­brauch an Toi­let­ten­pa­pier und Trocken­he­fe hat­te sich nicht erhöht. Im Nach­hin­ein müs­sen wir uns wohl ernst­haft fra­gen: Hat­ten wir in den zurück­lie­gen­den Wochen sprich­wört­lich einen an der Waf­fel? Nein, eher einen an der Nudel.