Man will es einfach nicht glauben, aber wer vor wenigen Wochen im Supermarktregal noch eine Packung Nudeln vorfand, war ein regelrechter Glückspilz. Die haltbaren Teigwaren waren der absolute Renner, nur noch übertroffen von Toilettenpapier, Suppendosen und Trockenhefe. Mit der Corona-Krise explodierte die Nachfrage geradezu. Bandnudeln, Spirelli, Penne und Co. gingen sprichwörtlich weg wie warme Semmeln. Es hätte wohl niemanden gewundert, wenn einzelne Spaghetti bei eBay horrende Preise erzielt hätten.
Verärgert standen wir vor leergefegten Regalen und fragten uns: Wer zum Geier hat nur die ganzen Nudeln gekauft? Die Lagerkapazitäten in deutschen Haushalten schienen unendlich zu sein. Selbst eingefleischte Ernährungs-Gurus konnten dem teigigen Dickmacher, der zum »Symbol der Sicherheit« mutiert war, nicht widerstehen. Die Nudel-Produzenten wurden zu Profiteuren der Corona-Krise. Um der sprunghaften Nachfrage Herr zu werden, produzierten sie sogar Großpackungen mit fünf oder zehn Kilo.
Irgendwann hatten jedoch die Regale in den heimischen Vorratskammern einen solchen Teigwaren-Sättigungsgrad erreicht, dass nun die XXL-Packungen ein Stiefmütterchen-Dasein in den Supermärkten fristen. Selbst saftige Rabatte lassen die Paletten nicht schrumpfen. Erst einmal müssen wir ja wochen- oder vielleicht gar monatelang die gehorteten Vorräte verbrauchen. Schließlich haben wir während der Corona-Krise kaum ein Nudelgericht oder eine Dosensuppe mehr verzehrt. Auch der Verbrauch an Toilettenpapier und Trockenhefe hatte sich nicht erhöht. Im Nachhinein müssen wir uns wohl ernsthaft fragen: Hatten wir in den zurückliegenden Wochen sprichwörtlich einen an der Waffel? Nein, eher einen an der Nudel.