Ich steigere mich! Brauchte ich bei Richard Schuberth (»Rückkehr des Dschungels«, Ossietzky 24/2024) immerhin 254 Seiten, um zu erkennen, dass ich mir, wenn ich jetzt aufhöre, 216 Seiten ersparen kann, wobei ich zugebe, dass nicht jede Seite verloren war; so lese ich bei Richard Cockett: »Stadt der Ideen. Als Wien die moderne Welt erfand« nur 20 Seiten, damit ich mir 412 Seiten erspare. Gerne hätte ich noch überprüft, ob diese Einsparung im Sinne des Endes des dritten Teils des Buches ist, der sich mit der Österreichischen Schule der Nationalökonomie beschäftigt. Schätze, der Grenznutzen geht hier gegen Null, aber das ist ja allgemein bekannt.
Karl Kraus ist ihm zu wienerisch, also zu lokal, als dass der Autor als Journalist es mit ihm aufnehmen könnte, womit klar ist, dass es nicht um Erkenntnis geht, sondern um ein dickes Buch, das der Tourismusverband jedem schenken kann, den er ärgern möchte.
Wie es sich für ein Buch gehört, das 2023 erschienen ist, ist es auf der Höhe des Zeitgeistes, feiert also den Sieg über den »linken und rechten Totalitarismus«, und, noch aktueller, den europäischen Kulturraum von Dublin bis Kiew. Sagen wir mal, von James Joyce bis Stepan Bandera. Damit niemand zu kurz kommt, bekommt Hitler gleich als verhinderter Architekt Fußnote 7. Hitler, erfahren wir, hatte eine ambivalente Beziehung zu seinem Geburtsland, wir entwickeln eine zu diesem Buch. Da darf, wir sind ja auf der Höhe der Zeit, die multikulturelle Gesellschaft nicht fehlen, auch wenn – unbedingt – weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen. Als dann die obligatorischen Kaffeehäuser kommen, dann aber in einem kleinen Braunen mit dem Fußball verrührt werden, offensichtlich die wahre Kompetenz unseres Autors, da steige ich aus, auch wenn in diesen Kaffeehäusern angeblich Adolf Loos und Arnold Schönberg gefeiert wurden – »ebenso« wie irgendwelche Fußballer …
PS: Kleine Leute sollten die SPD wählen, weil diese die soziale Frage doch lösen kann, vorläufig allerdings nur für einige Besondere. Nehmen wir ein Beispiel, es gibt noch mehrere: Sigmar Gabriel. Der hat es nach dem Parteivorsitz zum Vorsitz der Atlantikbrücke gebracht, Sie wissen, wofür dieser Verein gut bzw. schlecht ist, und nun ist er auch noch im Aufsichtsrat von Rheinmetall angekommen. Da hat einer – zumindest für sich – die soziale Frage und die Friedensfrage gelöst. Ein Vorbild für alle kommenden Juso-Vorsitzenden. Danke SPD!