Nun, die Investition der Stuttgarter Zeitung in ihren Liebling Cem Özdemir (»Eine Ehre, dem Land zu dienen« – damit könnte er natürlich auch für die Armee werben) hat sich gelohnt; wenigstens ein bisschen. Er ist nun Landwirtschaftsminister geworden, nachdem er eine Weile stillgehalten hat wegen der einen oder anderen Affäre. Und da bei uns der Wunsch Lenins, dass auch eine Köchin den Staat führen können muss, schon verwirklicht ist, freuen wir uns alle für diesen Bauernsohn aus Anatolien. (Der Vater ist von dort, er selbst ist hier ausgewachsen.)
Und der Herr Özdemir, unser Schwabe, passt ja auch trefflich in die politische Landschaft. Er weiß, wo Bartels den Mostrich holt, und fügt sich ansonsten geschmeidig dem Mainstream ein.
Zukunft, so viel ist auch Cem klar, hat bei uns big pharma und big data, ganz zu schweigen von der Rüstungsindustrie. Damit sind wir so gut durch die Krise gekommen, dass jetzt auch Teile der sogenannten Linken die Impfpflicht empfehlen. Die Monomanisierung des Themas erreicht ihr Ziel: Nur noch ein weiterer »Piks«, so wird die Erlösungshandlung in der Süddeutschen Zeitung, eine Art ausgelagerte PR-Abteilung von Pfizer, infantilisierend genannt, und schon naht Rettung. Selbstverständlich spricht auch der treue Knappe Cem gleich für die Impfpflicht, weiß er doch von seinen Schwaben, welch große Affinität diese zur Pflicht (Kehrwoche) haben. Das reicht, und wir freuen uns noch mehr. Außerdem, wie bekannt, war sein Vater Bauer: »Für mich fühlt es sich daher fast ein bisschen so an, als schließe sich ein Kreis.« (Fühlen ist ganz wichtig). Von seinen weiteren Qualifikationen schweigen wir. Dass er Menschen zusammenbringen kann und will, verstehen wir als Ansage, dass es bleibt, wie es ist, und sich keiner vor ihm fürchten muss.
Währenddessen läuft die Propagandamaschine von rechts bis links weiterhin auf vollen Touren bis zur Überhitzung. Auch in der jungen Welt erinnert man sich der guten alten Zeiten, als man unter Stalin dessen Gegner noch als Faschisten oder deren Lakaien beschimpfen durfte (Bucharin, Trotzki u. v. a.). Das geschieht in einem langen Artikel am 27./28.11. am Beispiel einiger italienischer Linker. Natürlich wird auch in diesem Text die herrschende Corona-Ideologie (das »Narrativ«) umstandslos übernommen und, auf unsere Verhältnisse zurechtgebogen, so wenn es um den Nicht-Zugang »von nichtweißen Untermenschen« (steht da so) zum Impfstoff geht. Zumindest ich habe bei meinen Quellen (z. B. NachDenkSeiten), die ich für gemäßigt links halte, das Gegenteil gelesen. Natürlich hätte die Regierung die Impfstoffpatente freigeben müssen und unsere überflüssigen Dosen nach Afrika exportieren. Aber nun wurde leider entdeckt, dass das Zeug nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit im Arm besitzt, also brauchen wir es für das »boostern« (auch der Profitrate) selbst. Und da dieses kein Ende nehmen wird, kehrt sich die »Argumentation« mit der Solidarität seltsam um. Dass es keinen chinesischen oder kubanischen Impfstoff bei uns gibt, spricht nicht für eine allgemeine Impfpflicht, spricht aber dafür, wer in diesem Markt das Sagen hat.
Es scheint, wir sind in einer Eskalationsspirale, aus der die herrschende Klasse und ihre dankbaren Unterstützer von SZ bis jW nicht mehr herauskommen. Ich vermute, wir werden am Ende so digitalisiert sein, dass keine radikale Opposition in diesem Lande mehr möglich ist. Da aber auch die jW eine strikt legale ist, ist doch alles gut. Oder? Wie mir meine impf-enthusiasmierte Kollegin gern sagt: Wer nichts zu verbergen hat …