Treten Sie beiseite – machen Sie Platz – was stehen Sie da so herum – wir kommen doch schließlich auf Sie zu – merken Sie das nicht? – unerwartete Dinge kommen über Sie – da staunen Sie nur noch – das hatten Sie so nicht erwartet – wir sind für jede Überraschung gut – wir sind überhaupt gut – viel besser, als jemals vermutet – denn der Markt richtet alles – der Markt zaubert und verzaubert und entzaubert – der Markt blendet und verblendet und blendet ab, wenn es gefährlich wird – gefährlich werden Sie sich immer nur selbst – warum fallen Sie auf das herein, was der Markt Ihnen bietet? – war ja nur ein Angebot – die Nachfrage kam von Ihnen – warum müssen Sie immer fragen?
Was etwas wert ist, bestimmen wir – Werte sind immer nur ewig, solange wir es zulassen – was einen Preis hat, muss etwas wert sein – wofür wir keinen Preis festsetzen, ist wertlos – Natur kann man preisen, aber einen Preis bekommt sie nicht – Kultur soll preiswert sein, also billig – wem sie teuer ist, soll dafür zahlen – draufzahlen oder drunter bleiben, darüber lässt sich reden – Werte schöpfen können nur Leute mit Geld – wir haben Geld, also sind wir wer – unser System ist unfehlbar, weil es funktioniert – es funktioniert immer, koste es, was es wolle – wir dürfen als Wohltäter gepriesen werden, wenn wir etwas bezahlen – wovon wir etwas bezahlen? – na, von dem, was Sie für uns übrig hatten.
Na, so was – Sie wollen damals etwas geschaffen haben? – aber was denn bitte? Werte? – in dem für uns viel zu wertlosen politischen System Werte? – das ist ja in höchstem Maße lachhaft – wo denken Sie hin? – da kann ja jeder kommen – und behaupten, etwas Wertvolles geleistet zu haben – was Leistung war oder ist, bestimmen doch wir – ist Ihnen das nicht bekannt? – wir sind da doch ganz maßvoll – wir bestimmen Maß und Maßstäbe – denen müssen Sie schon gerecht werden – es muss schließlich eine Gerechtigkeit geben – indem der eine dem anderen gerecht wird – ach, Sie sind wohl nicht für dieses Recht? – ach, Sie kennen den Rechtsstaat noch nicht? – na, dann sollen Sie ihn kennen lernen.
Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten – haltlos, richtungslos, der Orientierung beraubt – vom Winde verweht – aber angehaucht vom Atem des Zeitgeistes – lasst Euch bewegen und berühren – biegt Euch, gebt nach, seid folgsam – Ihr habt noch keine Meinung? – ein Skandal ist das – Ihr bekommt sie umgehend als Geschenk-Abo frei Haus geliefert – feste Standpunkte haben doch nur Betonköpfe – wie redet man? – bitteschön: flexibel sind wir und flau – und wir fluktuieren gern – wir kommen dahin, wo man uns brauchen kann – ja, so ist es brav – das nennen wir Haltung annehmen – einfügen ins Kollektiv, das ist vorbei – jetzt heißt es: jede und jeder sind high im Team – Ihr sagt super und ok? – dann seid Ihr super und ok.
Starke Worte geben den Ton an – es muss nicht immer die reine Wahrheit sein, die verkündet wird – das deutsche Reinheitsgebot gilt nur für Bier und frische Wäsche – im Kopfe sauber sind nur die reinen Toren – Ihr seid doch schlau und kennt Euren Vorteil – rechts oder links, das ist nicht die Frage – hütet Euch vor den Extremen – denn Extremisten sind des Teufels – merkt Euch: die Linken sind immer teuflischer als die Rechten – denn die Rechten werden gebraucht, um die Linken beiseite zu halten – damit machen die Rechten es schon recht – wir haben ein gutes Gedächtnis dafür, wer wem einen guten Dienst erwiesen hat – wir vergessen gern manches andere – wir müssen nicht allen Straftaten nachgehen – wer will denn da unbedingt nachtragend sein? – sie müssen einmal verjähren – wenn sie auch nur anders genannt werden – Umbenennungen schaffen Ordnung – zumindest im Gedächtnis.
Alle reden von der Natur – Klima wird groß geschrieben – und zur Katastrophe kleingeredet – nun halt mal – Maßhalten ist ja ganz schön – aber wo bleibt da das Wachstum? – die Bäume sollen nicht in den Himmel wachsen? – wohin denn sonst? – das Waldsterben ist erstmal abgesagt – die Menschen werden auch immer älter – wer hat da etwas dagegen? – ob sie nun wohnen oder nicht – doch von Einwohnern zu reden, ist so falsch wie von Mietern – übt erst mal flüssig Einwohnerinnen und Mieterinnen auszusprechen – und stellt fest, ob es genug sind – dann reden wir weiter – Gewalt auf der Straße? – Übergriffe und Anschläge? – wir reden von Gewalt in der Ehe – auf dem Schulhof wird geprügelt – wir ermitteln ständig andere Missetaten – das Volk der Ermittler muss Schuldige finden – sonst findet es keinen Frieden in all dem feindlichen Streiten.
Abschied vom Vaterland sagen wir an – war doch immer nur von Vätern beherrscht – was soll das heute noch? – was aktuell Sache ist – das versteht doch schon der kleine Moritz – und Max kriegt die Kurve – Muttersprache ist Frauensache – veränderbar kraft Weisung – seht, sie wiegt schon den englisch klingelnden Wortschatz – wie sie ihn zärtlich kost – passgerecht fürs Heute und Hier – »dalli dalli« heißt das Kommando – Sprache kommt vom Sprechen – also reden wir ständig darüber – wie wir so reden, da müssen uns nicht mehr alle verstehen – wir reden eh immer wieder dasselbe – Wortlaute wie Knurren und Knarren – manchmal sogar richtig gedichtet– Dichtgeld regnet es dann als Belohnung – wann findet wieder Kunst statt? - na, natürlich nur in ausverkauften Sälen – erst, wenn unsere Virologen das Virus besiegt haben – und im Plastikmüll auf dem Meeresgrund verschwinden lassen.