Man will es einfach nicht glauben, aber irgendwie haben wir uns schon im neuen Jahr zurechtgefunden. Der Jahreswechsel war ja wie »every year« – mit den üblichen Neujahrsansprachen und einem bunten Fernsehprogramm. Beides sollte Zuversicht für die nächsten zwölf Monate verbreiten. Ebenso das eigentlich verbotene Böllerfeuerwerk. Was heißt verboten? Altbestände durften ja gezündet werden. Da müssen viele allerdings die empfohlene Bevorratung der Regierung falsch verstanden haben.
Nun haben wir 2022. Eine Ziffer hat sich geändert. Na und? Doch das neue Jahr hat die alten Corona-Regeln im Schlepptau. Auch der Streit um die Impfpflicht und die Ministerpräsidenten-Konferenzen, deren Beschlüsse im Anschluss gleich wieder teilweise ignoriert werden. Alles, wie gehabt. Und so müssen wir uns wahrscheinlich wieder durchwursteln mit Booster und Lockdown, mit Masken und Kontaktbeschränkungen. Aber vielleicht geschieht ja nach zwei Pandemiejahren noch ein Wunder und der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach tritt vor die Kameras und verkündet, dass Corona nur der Name einer Südseeinsel sei und Omikron ein neues Kreuzfahrtschiff.
Liebe Ossietzky-Leser, neues Jahr, neues Glück. Das sagt man so dahin. Doch ich glaube an diesen Spruch. Auch im dritten Corona-Jahr. Das ist kein übertriebener Optimismus. Natürlich wird es in den nächsten Monaten immer noch Einschränkungen geben. Natürlich gefällt das nicht jedem. Natürlich haben alle die Nase voll: Aber haben wir eine Wahl, wenn wir unsere gewohnte Normalität wieder gewinnen wollen?