Die Erkundungen des Lucas Vogelsang und Joachim Król im ehemals geteilten Deutschland beginnen trefflich. Lange hatte sich die ostdeutsche Verkehrspolizistin Ursula Thom »nach drüben« gesehnt und zu gleicher Zeit Andreas Maluga aus dem Ruhrpott in die andere Richtung. Ursula Thoms Träume sollten erst kurz vor der Wende wahr werden, die des Andreas Maluga nie – denn der Kommunist aus der BRD wurde stets zurückgewiesen: In Bochum seien Leute wie er nötiger als im Osten. Maluga fügte sich brav, und was er im Lauf der Zeit (quasi nostalgisch) an genuinen DDR-Gegenständen zusammentragen wird, erweist sich später als nützlich bei Filmproduktionen mit östlichen Schauplätzen: Malugas DDR-Museum!
Kurzum, die lebensfrohe Ursula Thom, die in die weite Welt hinaus wollte, und der von der DDR begeisterte Andreas Maluga, der gern in dem aus seiner Sicht »besseren Deutschland« gelebt hätte, sie beide bestimmen die Richtung des Buches bis hin zu Vogelsangs und Króls Entdeckung des Ostseebads Boltenhagen, wo sie den einstigen Seemann Joachim Clausen befragen, der mit der DDR nie viel am Hut hatte, die DDR nicht einen Tag lang zurückhaben will, aber bei all seinen Weltreisen Boltenhagen treu geblieben ist, weil »der Ort von jeher anders gestrickt und auch schon in DDR-Zeiten multikulti« war.
Das über 250 Seiten starke Buch ist in seiner Gegenüberstellung west- und ostdeutscher Befindlichkeiten unterhaltsam und dabei lehrreich. Was sich über 1000 Kilometer Deutschland 30 Jahre nach der Wende dem staunenden Schauspieler und dem genau beobachtenden, genau hinhörenden Journalisten darbietet, erweist sich auch allgemein als erfahrenswert!
Lucas Vogelsang/Joachim Król: »Was wollen die denn hier? Deutsche Grenzerfahrungen«, Rowohlt Verlag, 269 Seiten, 20 €