Seit Alexander Osang sich als Journalist einen Namen zu machen begann, war da ein Klang in seinem Schreiben, ein ihm sehr eigener Stil, humorvoll oftmals, nicht selten auch ironisch – mit Pfeilen, die trafen. Vor allem aber: Er verleugnete seine Herkunft nie, bewahrte Haltung, blieb seinen Ansichten treu, was die ostdeutschen Leser zu schätzen wussten und wohl auch das Gros der westlichen. Sie alle werden respektiert haben, dass er nicht zu Kreuze gekrochen war, er ohne sich im Westen anzubiedern die Karriereleiter erklomm: Spiegel-Auslandskorrespondent mit Aufträgen in aller Welt. Was er postete, von Berlin oder New York, fand sich später auch zwischen Buchdeckeln im Christoph Links Verlag wieder – zuletzt eine Serie gekonnt gestalteter, persönlicher Betrachtungen. Der Titel »Darf man um seine Katze trauern, wenn Deutschland Weltmeister wird?« mag überfrachtet wirken, bis man erkannt hat, dass so gut wie alle der nahezu vierzig Beiträge vom Privaten ins Allgemeingültige drängen, sie Aktuelles vermitteln, also das Private mit dem anderen verbinden. Die Schauplätze sind so vielfältig wie verstreut und oft derart exotisch, dass man Osang zu seinen Reisen nur beglückwünschen kann – da hat ein DDR-Mensch gründlich nachgeholt: Asien, die Amerikas, der Nahe Osten und wo nicht sonst noch in der Welt! Die Stücke lesen sich unterhaltsam, lassen schmunzeln, lassen lachen, lassen staunen, und immer tauchen Leute auf, die viel im Gespräch waren und im Gespräch geblieben sind: Fußballer, Künstler, Prominente aller Art bis hin zu Merkel, Obama und Trump, die auf unnachahmliche Weise ins Bild gerückt werden – auf die Osang-Art eben!
Alexander Osang: »Darf man um seine Katze trauern, wenn Deutschland Weltmeister wird? Wundersame Fragen der Leitkultur«, Christoph Links Verlag, 171 Seiten, 15 €