Auf den Flügeln Ihres Buches, lieber Frank Quilitzsch, jener Reise zwischen damals und heute, bin ich nach China gelangt – ich habe lange darauf warten müssen, aber nun, endlich, erlebte auch ich all die Orte, Städte, blühenden Landschaften, die Ihnen ihre unermüdlichen Begleiterinnen erschlossen hatten. Welch Glück, dass Sie vor fünfundzwanzig Jahren in China Deutsch lehrten und nun, dort und heute, Ihren einstigen Studentinnen wieder begegnet sind. Ihr Damals und Ihr Heute geben viel her, daran konnten Sie anknüpfen, konnten vergleichen und staunen über Chinas Sprung in die Zukunft, auch über die Selbstverwirklichung der Chinesinnen, die Ihnen einst vertraut gewesen und all die Jahre vertraut geblieben sind – und wie selbstbewusst dazu, wie lebenstüchtig, beruflich gesichert und zukunftsfroh. Frauen des neuen Chinas eben, die – wie wohl allgemein zu erleben – den zerschlissenen Mantel der Vergangenheit abgestreift haben. Das China jener Frauen hat den Westen eingeholt, gar überholt, sie leben besser als ihre Eltern je gelebt haben, und ihre Großeltern gar, die den Spuk von Maos roten Garden über sich hatten ergehen lassen müssen: Hohn, Erniedrigung, physische Gewalt! Kulturrevolution – Viererbande. Wie Sie, Frank Quilitzsch, jene bitteren Jahre mit der Gegenwart konfrontieren, das öffnet Augen! Auch all die Beweisstücke technischen Fortschritts tun das, die Sie mit dem Kameraauge festgehalten haben – Manhattan in China, Transrapids in China, Sechs-Sterne-Hotels in China, plus enorme Mobilität: Wolfsburg in China! Und Brücken, gegen die sich San Franciscos Golden Gate Bridge wie ein Brückchen ausnimmt. Wahrlich, Sie haben ein Buch der Superlative geschaffen! (Segenreiche oder bedrohliche Superlative – das lassen Sie offen.) Wie auch immer, Sie haben mich mitgenommen ins gegenwärtige China – und bei all dem – das sei hervorgehoben! – verdanke ich Ihnen den Einblick in das Leben der vor den Nazis geflüchteten Jüdin Klara Blum, deren Liebe zu dem revolutionären Dramatiker Zhu an den Zwängen Maoistischer Richtlinien zerbrechen musste – »ein Sohn der Ferne reichte mir die Hände/ Schuf mir das Bild der schönsten Zeitenwende/ Ans Ziel kam endlich Körper, Herz und Hirn/ Zwölf Wochen Mund an Mund und Stirn an Stirn …«
Frank Quilitzsch: »Auf der Suche nach Wang Wei. Eine Reise durch China zwischen Damals und Heute«, Drachenhaus Verlag, 239 Seiten, 16,95 €