Man will es einfach nicht glauben …, aber früher in der Schule und im Elternhaus wurden uns die Bienen immer als emsig und strebsam gepriesen – vor allem mit dem Hintergedanken, dass wir uns gefälligst ein Beispiel daran nehmen sollten. Doch die Sache mit dem sprichwörtlichen Bienenfleiß ist nicht mehr als ein erstunkenes Märchen. Renommierte Bienenforscher haben herausgefunden, dass Biene Maja gar nicht so emsig und betriebsam ist, wie landläufig angenommen wird – sie lungert vielmehr dauernd im Bienenstock herum und lässt die Flügel hängen. Vierzig Prozent ihrer Zeit verbringt sie einfach mit Nichtstun. Nach den Maßstäben unserer modernen Leistungsgesellschaft also ein stinkfaules Insekt, allerdings mit einem professionellen Fleißiges-Lieschen-Image.
Auch der Ameise werden Arbeitseifer und Strebsamkeit nachgesagt. Doch da bin ich jetzt skeptisch geworden. Überhaupt sollten die Forscher einmal Bärenstärke, Fuchsschläue und Schwanenschönheit unter die Lupe nehmen. Könnte ja sein, dass sich dann antilopenschnell als lahmarschig und elefantengroß als kümmerlich herausstellen. Ich würde mich nicht wundern, wenn das Faultier das fleißigste Tier auf unserem Globus wäre.
Nun frage ich mich besorgt, was machen wir jetzt mit solchen Lebensweisheiten wie »Ohne Fleiß kein Preis« oder »Fleiß ist aller Tugenden Anfang«. Sollen wir diese Sprüche in unseren alten Poesiealben ausradieren und fett darüber schreiben: »Wer fleißig ist wie eine Biene, Kräfte hat wie ein Stier, rackert wie ein Pferd, abends müde ist wie ein Hund, sollte schleunigst zum Tierarzt gehen: Vielleicht ist er ein Kamel!«