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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Vom Pech und Glück kleiner Leute

Eine Erzäh­lung für gro­ße Kin­der nennt Tho­mas Bach­mann sein Buch Um was es geht im Unter­ti­tel. Für die Glück­li­chen also, denkst du, die auch noch im hohen Alter von sich behaup­ten, ewig Kind geblie­ben zu sein.

Ein selt­sa­mes Ding, das mit dem Glück. Dabei ist es aber nie freud­los, nie ohne Hoff­nung, Hori­zont und Zukunft, da es für die klei­nen Leu­te einen Zusam­men­halt gibt, spon­ta­ne und selbst­ver­ständ­li­che Hil­fe, ver­läss­li­che Freund­schaft, Für­ein­an­der­da­sein, Zuver­sicht, Ver­trau­en, Soli­da­ri­tät, um es ein­mal so zu benen­nen. Und manch­mal gibt es eben auch Zufäl­le und unver­hoff­tes Glück.

Bru­ta­le Erpres­sung, Aus­beu­tung, mate­ri­el­le Gier und Skru­pel­lo­sig­keit ste­hen dem ent­ge­gen in Gestalt eines fei­sten, drei­sten und bedroh­li­chen Schrott­händ­lers. Eine nicht immer harm­lo­se Kin­der­ge­schich­te in Gestalt einer Gene­ra­tio­nen- und Lebens­ge­schich­te lie­fert Bach­mann, die auch mal zurück­blen­det und dabei wich­ti­ge und wesent­li­che Momen­te in der kur­zen Span­ne eines Men­schen­le­bens pas­sie­ren lässt.

Dabei geht es eben auch dar­um, gewon­ne­ne Erfah­run­gen und Erkennt­nis­se wei­ter­zu­ge­ben, die die älte­re Gene­ra­ti­on im Posi­ti­ven und vor allem auch im Nega­ti­ven gemacht hat, vor allem im häss­lich­sten Gift des Nazi­wahns, sei­ner mör­de­ri­schen Ver­fol­gun­gen und sei­nes Frat­zen­krie­ges, wie der Autor es sei­nen älte­ren Prot­ago­ni­sten in den Mund legt. Was mag hel­fen gegen böse Zau­be­rer, lässt er fol­ge­rich­tig sei­ne kind­li­chen Hel­den angst­voll über­le­gen. Mut, Über­win­dung, Stand­fe­stig­keit, Selbst­ver­trau­en, Zusam­men­halt mögen geeig­ne­te Mit­tel sein. Auf­ste­hen, sich dage­gen­stem­men, sich nicht unter­krie­gen lassen.

Das alles ver­mit­teln Bach­manns jun­ge und älte­re, doch jung­ge­blie­be­ne Hel­den in ihrem all­täg­li­chen Umgang mit­ein­an­der, in ihren mit­un­ter sor­gen­vol­len, doch meist hilf­rei­chen und ziel­füh­ren­den Über­le­gun­gen und den aben­teu­er­li­chen, aus der Not gebo­re­nen Unter­neh­mun­gen, die kei­nes­wegs nur kind­lich sind, so dass man sie kaum als blau­äu­gig und ober­fläch­lich abtun kann.

Dabei sind Hand­lung, Orte und Milieu rea­li­stisch, pla­stisch, nach­voll­zieh­bar und schlüs­sig gestal­tet, die schnod­de­rig ehr­li­che, dabei erfri­schen­de Kin­der- und Klei­ne-Leu­te-Spra­che bleibt zeit­los, ist kein biss­chen regio­nal­ge­bun­den und ver­zich­tet getrost und sou­ve­rän auf den päd­ago­gi­schen Zei­ge­fin­ger. Ein leben­di­ges Buch also, ein Buch aus dem Leben klei­ner Leu­te. Eine Erzäh­lung, die das Leben schreibt – immer wie­der, zu jeder Zeit, in jeder Stadt –, bei der der Leser am Ende nicht nur ahnt, was es mit dem Glück im Leben klei­ner Leu­te auf sich hat.

Es gibt so eini­ges, was man nicht kau­fen kann, lau­tet zum Bei­spiel die Erkennt­nis eines wach­sa­men und hilfs­be­rei­ten alten Man­nes. Gute Gedan­ken gehö­ren manch­mal dazu. Die ver­mag der Autor glaub­haft zu ver­mit­teln. Es ist ein phi­lo­so­phi­sches Buch, zeit­los, ehr­lich, erhel­lend und berüh­rend. Eine Erzäh­lung für Men­schen­kin­der aller Altersgruppen.

Tho­mas Bach­mann: Um was es geht. Eine Erzäh­lung für gro­ße Kin­der, Lychatz-Ver­lag, Leip­zig 2015, 100 S., 10 €.