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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Ungelöste Aufgaben

Eine klu­ge Prin­zes­sin wur­de von einem beschränk­ten, aber sehr mäch­ti­gen König geliebt und schenk­te sei­nen Wer­bun­gen kein Gehör. Als er immer drin­gen­der und infol­ge­des­sen lästi­ger wur­de, beschloss sie, ihn für immer aus ihrer Nähe zu ent­fer­nen. Dies muss­te jedoch in Güte gesche­hen, denn die Feind­schaft des star­ken Nach­barn woll­te die Prin­zes­sin ihrem Lan­de nicht zuziehen.
So sprach sie denn eines Tages zu ihm: »Dei­ne Treue hat mich gerührt, und ich will sie beloh­nen. Du sollst mein Gemahl wer­den, sofern es Dir gelingt, die Auf­ga­be zu lösen, wel­che ich Dir stel­len will.«
Der König rief: »Nen­ne sie; wenn es im Berei­che mensch­li­cher Kraft liegt, wer­de ich sie erfüllen.«
»Zieh hin,« erwi­der­te die Prin­zes­sin, »und suche mir die fol­gen­den drei Din­ge aus­fin­dig zu machen:
Ein Vor­ur­teil, das durch Ver­nunft besiegt wurde.
Eine Tor­heit, die so groß ist, dass noch kein Mensch sie began­gen hat.
Eine Läste­rung, so scham­los, dass sich kei­ne Zun­ge fin­det, um sie zu wiederholen.«
Der König lach­te und gab Befehl, die Hoch­zeits­fei­er zu berei­ten, denn er mein­te, in weni­gen Tagen schon sei­ne Braut heim­zu­füh­ren. Dann begab er sich auf die Reise.
Dies geschah vor tau­send Jah­ren – und bis heu­te ist er noch nicht zurückgekommen.