Im Land Brandenburg wird demnächst viel erinnert werden. Es geht um das Ende des großen Weltkriegs. Eine der ersten Gedenkveranstaltungen soll am 16. April in Seelow (Oderbruch) stattfinden. Auf den gleichnamigen Höhen forderte 1945 – zwei Wochen vor Hitlers Selbstmord – der sinnlose Widerstand fanatischer Wehrmachtstruppen einen hohen Blutzoll. Die das Land von der Terrorherrschaft befreiten, waren unpassenderweise sowjetische Soldaten.
Unsere Obrigkeiten sind daher höchst besorgt, dass sich russische Offizielle oder nichtamtliche Moskowiter bei dieser Gelegenheit zeigen oder öffentlich auftreten wollen. In der russischen Erinnerungskultur gehören die Seelower Höhen nämlich zu den bedeutenden Orten des Gedenkens. Der Ruppiner Anzeiger (Märkische Zeitung) berichtet am 22. März unter der Überschrift »Vorbereitung auf ungebetene Gäste« darüber, dass das vormalige Baerbock-Ministerium für Äußere Angelegenheiten eine interne Handreichung erarbeitete und übers Innenministerium an die Kreise und Gemeinden versenden ließ:
Darin »wird empfohlen, zu den Gedenkveranstaltungen keine Einladungen an Vertreter Russlands auszusprechen. Sollten sie doch erscheinen, sind die Einrichtungen gehalten, ›mit Augenmaß‹ zu entscheiden, ob sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen – im Klartext: die Gäste des Platzes verweisen«, so resümiert die Zeitung diese interne Weisung. Seelows Bürgermeister Robert Nitz betonte denn auch eilfertig, dass keine Einladungen an die Botschafter von Belarus oder Russland ergangen sind. Es sei aber zu vermuten, dass der Botschafter Moskaus wie in den Vorjahren dennoch erscheint. Ein Teil der Veranstaltung wird auf einer Kriegsgräberstätte stattfinden; diese sei durch ein deutsch-russisches Abkommen von 1992 besonders geschützt, und der Zugang ist zu gewährleisten.
Erinnern wir uns daran, mit wieviel größerer Demut man den verflossenen Botschafter Kiews, Andrij Melnyk, öffentlich auftreten ließ. Derselbe Melnyk, der dem Massenmörder Stepan Bandera als Idol huldigt. Von einem Journalisten mit einem Flugblatt Banderas konfrontiert, wonach Russen, Polen, Ungarn und Juden als Feinde zu vernichten seien, äußerte er nach einigen Ausflüchten: »Ich werde heute nicht sagen, dass ich mich davon distanziere. And that’s that.«
Wie wird am 8. Mai der brandenburgische Landtag bei seinem geplanten Festakt mit der Situation fertig werden? Man wird überhaupt keine Botschafter einladen, und man wird auch nicht im gut zugänglichen Potsdamer Parlamentshaus tagen, heißt es. Vielmehr wird der Festakt im Paulikloster der Stadt Brandenburg stattfinden. Mit genauer Einlasskontrolle.