Ach, ich habe sie verloren
Orpheus singt, erweicht die Götter
Und erweicht auch dich
All mein Glück ging nun
dahin. Hörst du nun, lange
vorbei, in der Hafenkneipe
der Spelunke von Cuxhaven
lange Theke, Resopaltisch
Heute läuft im Fernsehen
diese Oper, die von Gluck, Sie
verstehen, und die Frau
hinter der Theke, faltiges
Gesicht, knallrote Lippen
tiefer Ausschnitt, schüttelt
ungläubig den Kopf
Was läuft heute? Eine Oper?
Könnte ich die hier wohl
sehen? Eine Oper, lacht sie
hier in meiner Kneipe
so was hatten wir noch nie
Sie lacht lange, nickt dann
plötzlich. Warum nicht? Gibt
vermutlich niemand mehr, der
sich das später noch mal wünscht
eine Oper. Und so läuft sie
in dem kleinen Kasten in
der Ecke, singt Orpheus
nun in der Spelunke
und die Kerle an der Theke
Tattoos auf den Oberarmen
Kleiderschränke, vier sind
es, schauen verwirrt zu mir
herüber. Wat is los hier?
Mach dat weg, wer will so
was hören? Doch die Wirtin lacht
Lass ihn, ist doch mal was
Neues. Wenn er es doch gerne
hört. Einer wollte grad zu dir
kommen, stoppt die Schritte
geht langsam zurück zur Theke
Komischer Laden ist das hier
sagt er, wirklich komisch
aber lässt dich doch in Ruhe
trinkt sein Bier, genau wie du
Plötzlich sind dann alle ruhig
auch die Wirtin zapft kein
Bier mehr. Orpheus singt: Ach
ich habe sie verloren
Und erweicht die Götter
und erweicht auch dich
und dazu die Kerle
an der Theke. All mein
Glück ist nun dahin. Dein
Glück aber kommt, kommt zu
dir durch den Gesang. Kommt
auch plötzlich zu den Kerlen
ungläubiges Erstaunen
Schweigen, dann der Blick
zu dir, mild, fast dankbar
so was hatten wir noch nie
Warum bloß nicht, klang doch gut
das alles. Was hat er denn verloren
Kleiner, fragt der eine von den
Vieren, komm, erklär das mal.
Kann wohl nur was Schönes sein
wenn der so traurig singt, ja, was
Schönes. Gibt es wohl noch in der
Welt, irgendwo vielleicht, weit weg.