Hermann Kant: Er war schon ein Besonderer: kritisch und gewitzt, ehrgeizig und detailverzückt. Ein Schriftsteller von Rang und ein Funktionär, der mit dem Amt nicht seinen Glauben aufgab.
Irmtraud Gutschke hat Erzählungen und Essays, die bisher nur in Zeitschriften erschienen sind, mit seiner letzten Erzählung »Ein strenges Spiel« zusammengestellt und mit einem noch unveröffentlichten Interview und einem sehr persönlichen Nachwort versehen. Und da ist er wieder: Der Sprachverliebte, der manchmal so lange an einer Episode feilte, bis der Zusammenhang verlorenging. Der große Streiter für einen Traum, den »wir« – die wenigen seinesgleichen? – von der DDR und einer besseren Gesellschaft hatten. Und vor allem: Hermann Kant war ein Kriegsgegner aus bitterer Erfahrung. Die Kriegsgefangenschaft in Polen, in die der 18-Jährige geraten war, hat ihn geprägt, was in seinem besten Roman »Der Aufenthalt« eindrucksvoll nachzulesen ist. In Sachen Krieg ist er unerbittlich, selbst in seiner letzten Erzählung kommt er noch einmal darauf zu sprechen.
Es sind in der Hauptsache Kants letzte Texte, und sie enthalten – wohl ungewollt – viel Persönliches. Von Krankheit und ihm gemäßer Arbeit ist die Rede, und vieles atmet eine Leichtigkeit, der man Verbitterung nicht glaubt. Dass er sensibel war und das zu verstecken versuchte, dass es ihm immer um Sprachkunst ging, verraten die Texte, deren Veröffentlichung eine gute Tat ist.
Hermann Kant: Therapie. Erzählungen und Essays. Aufbau Verlag, 160 Seiten, 22 €.