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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Tourismus und Schuldfragen

In der SZ (online 18.6.23) lesen wir: Ein US-Tou­rist soll zwei jun­ge Frau­en am Ran­de der welt­be­rühm­ten Sehens­wür­dig­keit ange­grif­fen haben, eine 21-Jäh­ri­ge starb. Eine Aus­lie­fe­rung des Man­nes in die USA wird der­zeit aus­ge­schlos­sen – und der Tou­ris­mus vor Ort läuft nor­mal weiter.

Da sind wir beru­higt. Unse­re Sor­ge war, dass der Tou­ris­mus dadurch eher noch zunimmt; ist die Gegend doch bekannt dafür, dass sie der see­li­schen Gesund­heit nicht ganz zuträg­lich sein soll. Schließ­lich kom­men die Leu­te genau des­we­gen hier­her: Das Bild, das den Arti­kel schmückt, zeigt das Schloss Neu­schwan­stein und den Rücken einer blon­den Tou­ri­stin. Zum Bedau­ern der bei­den Redak­teu­re sag­te der mut­maß­li­che Täter nichts, so dass wir im Unkla­ren über sei­ne Grün­de gelas­sen wer­den. (War­um muss man die Abgrün­de auch noch aus­leuch­ten, spre­chen sie nicht für sich?)

Dafür ist ein Herr Abne­ri umso gesprä­chi­ger, den die SZ ans Tele­fon bekam, ver­mut­lich hat er sie gleich ange­ru­fen. Und was der erzäh­len kann: Sie hät­ten Heli­ko­pter, Ret­tungs­kräf­te, die Ver­letz­ten und den mög­li­chen Täter gese­hen, sag­te der Mann, der auch aus den USA kommt und vor kur­zem sei­nen Uni-Abschluss mach­te; andern­falls wäre eine der­ar­ti­ge Beob­ach­tungs­ga­be auch kaum vorstellbar.

Ich fra­ge mich, was die vie­len US-Bür­ger hier machen. Wol­len sie Euro­pa sehen, solan­ge es noch steht? Und was jeder bra­ve AfD-Anhän­ger fra­gen wür­de: Kön­nen die ihre Ver­bre­chen nicht zu Hau­se bege­hen, müs­sen sie des­we­gen nach Euro­pa kommen?

Die­ser Jour­na­lis­mus, der, wenn er wei­ter nichts als Berich­te über Mord­bu­ben lie­fern und sich Sor­gen um den Frem­den­ver­kehr machen wür­de, schon schwer aus­zu­hal­ten ist, weiß aber immer auch mehr: Wer die Pipe­line gesprengt, wer das AKW beschos­sen und nun, wer den Stau­damm gesprengt hat …

Wel­che Kon­se­quenz wird es haben, soll­te ein­mal tat­säch­lich in einem Fall das Gegen­teil unwi­der­leg­lich bewie­sen wer­den?! Sie ahnen es? Kei­ne! (Wir erin­nern uns: Brut­ka­sten­lü­ge, Huf­ei­sen­plan usw. usf. Apro­pos: Wo ist eigent­lich Herr Schar­ping, gibt es denn kei­ne ukrai­ni­schen Grä­fin­nen mehr?)

Soll­te Putin doch gewin­nen, wer­den wir gern die dor­ti­gen Faschi­sten, die es natür­lich nicht gibt, bei uns auf­neh­men, wir sind geübt in deren Reinte­gra­ti­on und Reso­zia­li­sie­rung; unse­re Justiz bie­tet hier­für viel Anschau­ungs­ma­te­ri­al, bis heu­te. Und kei­nes­wegs müs­sen die­se dann den Umweg über Flücht­lings­la­ger neh­men, wo immer die dann auch sein werden.