Die für die Unabhängigkeit Kataloniens eintretenden Parteien beziehungsweise Bündnisse Junts per Catalunya (JxCat), Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) und Candidatura d’Unitat Popular (CUP) sind in der Frage der Verteidigung der Rechte ihres Regionalpräsidenten Quim Torra gespalten. Es ist ein Streit der Republikanischen Linken (ERC) auf der einen Seite und der sogenannten Zentrumsfraktion des exilierten Ex-Regierungschefs und heutigen EU-Parlamentariers Carles Puigdemont und der linken CUP auf der anderen Seite. Quim Torra kündigte daher am 29. Januar an, dass er nach Verabschiedung des Haushalts Neuwahlen ansetzen werde. Der Regierungschef sprach von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis. Wörtlich: »Dieses Parlament hat keine Zukunft mehr.«
Einen Tag zuvor, am 28. Januar, hatte der katalanische Parlamentspräsident Roger Torrent (ERC) der Anordnung des spanischen Nationalen Wahlrats (Junta Electoral Central), Torra seinen Parlamentssitz abzuerkennen, nachgegeben. Dabei hatte das Verfassungsgericht bereits die Staatsanwaltschaft angewiesen, auch gegen Torrent zu ermitteln, wurde aber nicht tätig.
Torrent und die ERC stört es offenbar nicht, dass es sich hier um eine illegale Einmischung der Junta Electoral Central (JEC) geht. Der Wahlrat habe in dieser Frage weder Kompetenzen, noch könne er dem katalanischen Parlament etwas vorschreiben, sind sich der baskische Verfassungsrechtler Juanjo Álvarez und sein andalusischer Kollege Javier Pérez Rayo einig, Letzterer spricht von einer »Kette des Unfugs im JEC«.
Der von der rechten Partido Popular gesteuerte Nationale Wahlrat war angetreten, Pedro Sánchez von der Partido Socialista Obrero Español (PSOE) als spanischen Ministerpräsidenten zu verhindern, was nicht gelang. Nun führt der Nationale Wahlrat seinen juristischen Feldzug gegen die Katalanen direkt. Dazu gehört auch seine Anordnung, die gelben Schleifen und Transparente für die politischen Gefangenen zu demontieren.
Die ERC lässt den höchsten Vertreter Kataloniens, Quim Torra, der ohne Abgeordnetenmandat nicht mehr Regionalpräsident sein kann, im Regen stehen. Ihr Sprecher, Sergi Sabrià, begründet das mit der »Verteidigung der Institutionen«. Bereits vorher war es zum Streit zwischen JxCat und ERC gekommen, weil die ERC Pedro Sánchez, auf dessen vage Dialogversprechen hin, im Januar durch Stimmenthaltung zum Ministerpräsidentenposten verhalf.
Das geplante Treffen mit Quim Torra am 6. Februar sagte Pedro Sánchez derweil zu.