Mit einer Sondersendung unterbrach am 18. September das spanische Fernsehen TV1 sein laufendes Abendprogramm und verkündete, dass am 10. November Neuwahlen für das Parlament in Madrid stattfinden. Etwas später erklärte König Felipe VI. schriftlich, dass er keinen Kandidaten für das Amt des spanischen Ministerpräsidenten gefunden habe. Der amtierende Ministerpräsident Pedro Sánchez beteuerte: »Ich habe alles versucht, aber sie haben es mir unmöglich gemacht«, damit meinte er vor allem Unidos Podemos, aber auch Ciudadanos und die Partido Popular (PP). Trotz zahlreicher Verhandlungen konnten die Differenzen nicht überwunden werden.
In seinem Amtssitz im Moncloa-Palast empfahl sich der Vorsitzende der Partido Socialista Obrero Español (PSOE), Pedro Sánchez, vor Journalisten dennoch erneut als Vorkämpfer für eine stabile und fortschrittliche Regierung. Auch bat er die Spanier, ihm bei der Wahl am 10. November eine Mehrheit zu verschaffen. Die PSOE war bei der Wahl am 28. April zwar stärkste Partei geworden, hatte aber zum Regieren keine Mehrheit erlangt.
In Wahlgängen am 23. und 25. Juli war Sánchez im Parlament gescheitert. Hätte er sich bis zum 23. September erneut als Ministerpräsident zur Wahl gestellt, wäre Ähnliches passiert wie im Juli. Das Problem in Spanien ist bis dato, dass Regierungsbündnisse wie in der Bundesrepublik Deutschland oder in anderen westeuropäischen Ländern nur in den Regionalparlamenten bekannt sind, nicht aber in Madrid. Innerhalb weniger Jahre hat sich das ehemalige Zweiparteienparlament in Madrid jedoch zu einem Mehrparteienparlament gewandelt. Trotzdem möchten PSOE und PP allein regieren.
Kurz vor dem 23. September bekam Sánchez von seinem Wunschpartner, der rechtsliberalen Ciudadanos-Partei, noch ein zweifelhaftes Angebot: Der Ciudadanos-Vorsitzende Albert Rivera wollte mit dem Vorsitzenden der PP, Pablo Casado, bei Sánchez‘ Wiederwahl durch Enthaltung beider Parteien helfen. Dafür sollte die PSOE unter anderem darauf einwirken, bei den im Oktober zu erwartenden Urteilen gegen die Katalanen eine Begnadigung zu verhindern. Wohl kein seriöses Angebot der bürgerlichen Parteien für eine Sozialdemokratische Partei.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass auch die Wahl am 10. November die Blockade im spanischen Parlament nicht beenden wird. Zwar können PSOE und PP zulegen, während Unidos Podemos, Ciudadanos und der rechtspopulistischen VOX-Partei Einbußen drohen, aber weder für ein linkes noch für ein rechtes Parteienlager zeichnet sich eine Mehrheit zum Regieren ab.