Am 53. Tag des Corona-Ausnahmezustandes verlängerte Spanien am 6. Mai zum vierten Mal den »Alarm« – wie es dort heißt. Erst kurz vor Beginn der Parlamentsdebatte zeichnete sich eine knappe Mehrheit für die Verlängerung ab. Stimmten am 22. April von den 350 Abgeordneten noch 269 für die Verlängerung, waren es jetzt nur noch 178 Abgeordnete. Mit Nein stimmten 75 Abgeordnete, 97 enthielten sich. Die Parlamentarier von Partido Socialista Obrero Español (PSOE), Unidas Podemos und der bürgerlichen Ciudadanos sowie die baskischen Nationalisten der Partido Nacionalista Vasco (PNV) und einige kleinere Parteien sicherten Ministerpräsident Pedro Sánchez eine Mehrheit bei der Abstimmung über die Verlängerung des Ausnahmezustands bis zum 24. Mai.
Alle katalanischen Parteien sowie die linke Baskenpartei EH Bildu stimmten gegen die Verlängerung – sie hatten Pedro Sánchez im Januar zur Wiederwahl verholfen. Bei der ersten Verlängerung gab es keine Gegenstimme, seitdem bröckelt die Zustimmung. Kritik gibt es vor allem an Pedro Sánchez‘ zentralistischer Krisenbewältigung.
Der Vorsitzende der Partido Popular und Oppositionsführer sprach von »Verfassungsdiktatur«, drohte mit Ablehnung, wurde aber von Madrids Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida überzeugt, sich mit der Fraktion der Stimme zu enthalten. Der Vorsitzende der rechten VOX-Partei, Santiago Abascal, bedauerte die Unterstützung Pedro Sánchez‘ durch Ciudadanos und die Enthaltung der PP. Abascal kündigte Proteste gegen die Regierung und Rücktritt an.
Pedro Sánchez führte in seiner Begründung an, dass es keinen »Plan B« gebe, somit der Ausnahmezustand ohne eine Alternative sei. Die Aufhebung wäre ein nicht zu verzeihender Fehler, der das Land ins Chaos führen würde. Für die Stimmen von Ciudadanos und der Baskenpartei PNV machte der Ministerpräsident größere Zugeständnisse. In Abstimmung mit der Regierung in Madrid können einige Regionalregierungen die Beschränkungen nach einem Stufenplan schneller aufheben, das ist vor allem für den Tourismus wichtig. Ciudadanos versprach Pedro Sánchez wöchentliche Kontakte und einen Dialog über die künftigen Maßnahmen.