Das »Soziokulturelle Zentrum« vom Leipziger Werk II hat Wenzel und Band schriftlich einen weiteren Auftritt bei sich untersagt, nachdem er dort ein Konzert gegeben hatte, das, wie so oft, euphorischen Zuspruch durch die fast 500 Besucher fand. Die fadenscheinigen Begründungen lauten unter anderem, wie ein Offener Brief Wenzels in der jungen Welt enthüllte: »vermeintliche Scherze«; »verfälschende Glorifizierung der DDR-Vergangenheit«; »positiver relativierender Bezug zu Putin«; »über sensiblen Sprachgebrauch (des Genderns) amüsiert«; eine Besucherin habe »unter Tränen« die Halle verlassen; »Witze über Gefahren der Coronapandemie und über nonbinäre Personen …«.
Das klingt nach provinzieller Idio-tie, ist aber kein Einzelfall, wie Eva Menasse, Sprecherin des PEN Berlin, unlängst kritisierte. Das spaltet, anstatt den Dialog zu fördern. Und es erinnert fatal an Praktiken aus DDR-Zeiten. Das darf keine weitere Schule mehr machen: Die Kunstfreiheit ist auch durch diesen Skandal erneut bedroht. Ebenso die Meinungsfreiheit, seit sich regierungs-nahe Positionen, als apologetische Deutungshoheit, in allen Leitmedien und vorauseilenden Institutionen schamlos breit gemacht haben. Gesellschaftskritische Auffassungen zur Innen- und Außenpolitik werden nicht auf Augenhöhe in der öffentlichen Debatte zugelassen, sondern ausgeladen und marginalisiert, wie am Beispiel des Ukraine- und des Gaza-Krieges überdeutlich erkennbar ist.
Wenzel, der in der Liedermacherszene als einer der produktivsten, witzigsten und sehr politischen Songpoeten unserer Tage außerordentlich geschätzt wird, würde mundtot gemacht werden, falls diese Art Denkverbote Nachahmer finden sollte. Wenzels Statement dazu erschien in der Wochenendausgabe der jungen Welt vom 4./5. Mai 2024. Es wäre gut, wenn sich viele, möglichst öffentlichkeitswirksam, diesem Protest anschlössen! Wie dichtete bereits Heinrich Heine über die damaligen feudal-deutschen Verhältnisse: »Die Philister, die beschränkten, diese ewig eingeengten, darf man nie und nimmer necken. Aber weite, gute Herzen, wissen stets mit unsren Scherzen, Lieb und Freundschaft zu verbinden.«