Den terroristischen Begriff »Werbung« möchte ich nicht benutzen, auch wenn er selbst bzw. die Sache sich einem ins Gehirn gefressen hat, fast wie ein Krebs. Nein, sagen wir es etwas distanzierter und damit vornehm: eine Empfehlung möchte ich aussprechen. Das ist nur damit zu entschuldigen, dass Sie dieser Empfehlung, auch bei bestem Willen, nicht mehr Folge leisten können, denn es wird zu spät sein, wenn Sie diese Zeilen lesen. Zu spät für das Kleine Grosz Museum und diese Ausstellung: »Was sind das für Zeiten?« Das Ende heißt hier: dauerhaft geschlossen. Setzt der Berliner Senat seine Sparpläne für die Kultur um: minus 10 Prozent, wird man das noch öfter lesen.
Was sind das für Zeiten, wo Geld für Bomben in Hülle und Fülle vorhanden ist, aber nichts für die Menschen, und schon gar nicht für die Menschen, auf die diese Bomben fallen (z.B. Gaza)?
Da wären wir bei dem, was Sie nicht mehr sehen können: Die 60 Sklav*innen der Familie Kiez. Schon mal was von der Berliner Compagnie gehört? Ich erst, als ich mich entschloss, aus kulturellem Staatsverdruss mich in die Off-Szene zu begeben. Ich kann Staats-Theater und Staats-Oper bald nicht mehr sehen und hören. Nicht, dass es nicht schon schlimm genug wäre, das Elend im Radio und Fernsehen, nein, auch die Unterhaltung ist eine nämliche. Ich bin versucht, mich auf die Seite derjenigen zu stellen, die das Nämliche mit h schreiben. Es ist nicht mehr auszuhalten.
Trotzdem amüsiert einen das Stück, es gibt noch politisches Theater, das aufklärt und unterhält, das Vergnügen beim Zusehen bereitet, auch wenn die Mittel karg und die Möglichkeiten begrenzter sind. Ja, vielleicht, die Figuren sind bekannt und auch berechenbar, trotzdem keine Stereotypen, keine Klischees, sondern Menschen, Typen aber mit Potential ins Menschliche, Denkliche.
Manche Type, die man tot glaubt (und aus der DDR), gewinnt in letzter Zeit an Leben, man meint rotes Blut sie durchströmen zu sehen, und die junge Frau, die Tochter, die die neue Zeit vertritt, vertritt doch nicht einmal sich selbst, macht sich zum Kasper der Konzerne, für die sie tanzt und das Loblied auf deren bluttriefende Produkte singt; sie sieht nicht, und begreift nichts. (Influencer ist (m)ein neues Schimpfwort.) Verhältnisse sind schwer zu ändern, aber manche Menschen vielleicht? Und dann doch mehr?
Wenn eine Theatertruppe so etwas vorführt: großes Lob, und man sollte sich deren Namen merken, damit man das nächste Mal nichts versäumt, und hilft, wobei »hilft« hier das falsche Wort ist, also hilft, unsere Kultur zu retten, denn die brauchen wir, wollen wir keine besseren Sklaven von Scholz, Lindner, Habeck oder Merz werden. Wobei, genau betrachtet, sind die ja nur die Kapos.