Da gingen sie zum Militär, die Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Falls es mal nötig sei. Genossen manch Abenteuer in Sturmboot und Hubschrauber, Panzer und Kampfjet. War ja Frieden, das Motiv schien edel, der Alltag machte Spaß. Die Karriere auch, Gefreiter, Unteroffizier, Fahnenjunker, Leutnant und Hauptmann gar oder sogar Oberst und General.
Der Glaube war zusehends gestärkt, die Kraft von Waffen und Karriere übertrug sich auf das Selbst. Man war wer und wäre zur Not sehr gerne ein Held. Gierig Kriegsfilme verschlungen und manch alte Kamelle zu Vietnam. Selbst Antikriegsfilme gaben noch Adrenalinschub. Wenn man da dabei gewesen wäre.
Und dann Irak, und dieser Kanzler sagte nein. Da durften wieder andere die Helden sein. Manche mit zerflatternder Seele und geschundenem Körper nach Hause kommend. Doch USA, das war ja nicht hier, bekam man nicht mit. Hier wäre man gerne ein Held und darf nicht.
Doch dann. Tatsächlich. Ein großes Bündnis der allumfassend freiheitlichen Länder sandte freiheitsliebende Kämpfer. Man durfte mit. Und brachte Freiheit und Demokratie in ein auch so schon geschundenes und zerrissenes Land. Freiheit und Bildung für Mädchen und Frauen. Da musste man ertragen, der einen oder anderen Steinigung noch beizuwohnen, ohne einzuschreiten.
Man brauchte Zustimmung der Mächtigen im Land. Da müssen Helden auch Opfer bringen. Und Beherrschung auf dem Weg zum Ziel. Ihre Leiden möge man nicht außer Acht lassen – nicht das der Gesteinigten, nein, der armen Soldateska, die das zusehend ertragen musste. Meint voller Mitleid ein General.
Und brachte man nicht selber immer wieder Opfer? War Zeuge, wie ein Kamerad zum Helden wurde, von der Granate zerfetzt, dass kaum mehr etwas übrigblieb. Und der Hauptmann, der zusah, als es knallte, als zitterndes Etwas in der gleichgültigen Heimat. Statt Heldentum nun Sanatorium.
Doch so ein Held wollte man nicht sein. Eher einer wie der Oberst, der im Namen der Freiheit und des heldenmütigen Kampfes hunderte Männer, Frauen und Kinder durch Kampfjets an einem Tankwagen in die Luft jagte. Ja, er wurde noch General. Es hat alles seine Richtigkeit. Es braucht auch solche Helden. Im Namen der Demokratie. Kollateralschäden sind eben unvermeidlich.
Und jetzt, endlich die Wertschätzung und die Chance, grandioser Militäretat. Man steht schon im Baltikum. Kampfbereit. Die Fahne vorneweg. Der Russe gegenüber an der Grenze. Und dann dieser Opa, der sagt, seid nicht so dumm. Lasst Euch nicht verheizen. Wozu? So viele Särge in der Ukraine und in Russland. Es gibt keine Helden – nur potentielle Leichen, deren Orden auf dem Sarg in der Sonne glänzen. Es gibt gar keine Helden – nur Opfer. Immer!