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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Selbstmörderischer Kapitalismus

Noch-Kanz­ler Scholz sag­te in sei­ner Neu­jahrs­an­spra­che: »Unser Zusam­men­halt macht uns stark. Und wir haben es in der Hand: (…) Mit Respekt vor­ein­an­der, mit Ver­trau­en zuein­an­der, mit Inter­es­se anein­an­der und Enga­ge­ment für­ein­an­der. Damit es gut in unse­rem Land weitergeht.«

Was für illu­sio­nä­re Sät­ze einer Selbst- und Fremd­täu­schung, an die kaum ein Wäh­ler mehr ernst­haft glaubt!

Denn was hat uns die Poli­tik des USA-domi­nier­ten Westens und damit auch der SPD seit 1990 in Wirk­lich­keit gebracht?

Noch nie war die Welt, seit den tief­sten Eis­zei­ten des »Kal­ten Krie­ges«, poli­tisch und sozi­al so gespal­ten wie heute.

Noch nie haben die krie­ge­ri­schen Regime-Wech­sel in Jugo­sla­wi­en, Irak, Liby­en, Afgha­ni­stan, in der Ukrai­ne, in Gaza und Syri­en usw. uns so nahe an den Abgrund eines ato­ma­ren 3. Welt­krie­ges geführt.

Noch nie war die poli­ti­sche Sta­bi­li­tät in Euro­pa und Nord­ame­ri­ka durch faschi­sto­ide natio­na­li­sti­sche Par­tei­en und Rat­ten­fän­ger so bedroht. Durch einen fort­wäh­ren­den Kriegs- und Auf­rü­stungs­kurs wur­de ein Migra­ti­ons­cha­os aus­ge­löst, anstatt die Rüstungs­bil­lio­nen frie­dens­stif­tend zu inve­stie­ren, um men­schen­un­wür­di­ge Flucht­ur­sa­chen in den Her­kunfts- und Tran­sit­län­dern zurück­zu­drän­gen und inter­na­tio­nal soli­de Sozi­al­sy­ste­me auszubauen.

Noch nie war unse­re Welt so bedroht von einer kaum mehr auf­zu­hal­ten­den öko­lo­gi­schen Katastrophe.

Noch nie war der Kapi­ta­lis­mus so aus­beu­te­risch wie heu­te, weil er Aktio­nä­re und Olig­ar­chen immer rei­cher und poli­tisch mäch­ti­ger macht, wäh­rend die Mehr­heit der Welt­be­völ­ke­rung von Elend, Krie­gen, Tod, Hei­mat­lo­sig­keit, Arbeits­lo­sig­keit, Woh­nungs­not, sozia­len Äng­sten und Wohl­stands­ein­bu­ßen geplagt wird.

Noch nie wur­de sozia­le Unge­rech­tig­keit durch Poli­tik, Medi­en und Bil­dungs­we­sen so ver­drängt wie heu­te, weil der Pro­fit der Aktio­nä­re, der auf unbe­zahl­ter, aus­beu­te­ri­scher Arbeit  und Umwelt­zer­stö­rung beruht, kaum mehr öffent­lich infra­ge gestellt wird.

Die von Scholz pro­pa­gier­te illu­sio­nä­re sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Losung »Ver­söh­nen statt spal­ten«, trägt dazu bei, dass ein Burg­frie­den mit sozia­ler Unge­rech­tig­keit, öko­lo­gi­scher Kri­se und den USA geführ­ten, impe­ria­len Krie­gen beför­dert und damit der poli­ti­sche Kampf dage­gen gelähmt wird.

Die­se Art des »Zusam­men­hal­tes« zwi­schen »Unten und Oben« macht uns nicht stark, son­dern schwächt und spal­tet natio­nal und inter­na­tio­nal immer mehr. Es unter­gräbt den »Respekt« vor der sozi­al bedräng­ten Bevöl­ke­rung. Es zer­stört das »Ver­trau­en« in die Poli­tik, ins­be­son­de­re der SPD. Es unter­gräbt die Soli­da­ri­sie­rung, das »Inter­es­se« und »Enga­ge­ment« für­ein­an­der, es ver­stärkt Ent­frem­dung und Ato­mi­sie­rung sowie die Macht der Kriegs­trei­ber des bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven Lagers und befeu­ert rechts­ra­di­ka­le Strö­mun­gen. Mit die­ser Poli­tik konn­te und kann es in unse­rem Land und anders­wo nie­mals gut werden.

So kann der selbst­mör­de­ri­sche Teu­fels­kreis des auto­kra­ti­schen, kapi­ta­li­sti­schen Gesell­schafts­sy­stems nie­mals durch­bro­chen und zurück­ge­drängt wer­den. Wer die Ursa­chen die­ser uni­ver­sel­len Spal­tun­gen nicht beim Namen nennt und sie sogar ver­söhn­le­risch bestärkt, schwächt sich selbst und kann dage­gen auch kei­ne alter­na­ti­ven Lösungs­we­ge und Mehr­hei­ten mit poli­ti­scher Lei­den­schaft mobilisieren.

Wie hieß es doch einst im Grund­satz­pro­gramm der SPD? »Die inter­na­tio­na­le Poli­tik (…) der Sozi­al­de­mo­kra­tie dient dem Ziel, Kon­flik­te zu ver­hin­dern und Frie­den zu schaf­fen. (…) Wir knüp­fen an die erfolg­rei­che Ent­span­nungs­po­li­tik Wil­ly Brandts in Euro­pa an (…) Wir plä­die­ren für eine neue Ent­span­nungs­po­li­tik, die Ver­stän­di­gung ermög­licht, Auf­rü­stung ver­mei­det und fried­li­che Lösun­gen von Kon­flik­ten ermög­licht. (…) Sozia­le Demo­kra­tie erfor­dert einen hand­lungs­fä­hi­gen Staat. Nur Rei­che kön­nen sich einen armen Staat lei­sten. Für poli­ti­sche Gestal­tung braucht es aus­rei­chen­de und ver­läss­li­che Einnahmen.«

Wer die­se rich­ti­gen Grund­aus­sa­gen der SPD über Bord wirft, spal­tet, statt mit­zu­hel­fen, Spal­tung kämp­fe­risch zu überwinden!