Er hat »Die Welle« gelesen,
vor langer Zeit. Und Chomsky.
Er hat mal für Gysi geschwärmt
und für Hugo Chavez’ große
Revolution. Auf Demos war er
schon als Baby. Für Frieden
und Freundschaft und nie mehr
einen »Großen Vaterländischen Krieg«,
gegen all das Unrecht. Nichts war
vergessen. Nicht die Blockade von
Leningrad, nicht die 27 Millionen
Toten, Söhne und Väter wie er.
Er hat alles verstanden, damals,
vor langer Zeit, wusste, was
1914 geschah und was 1933.
Er meint noch immer zu wissen.
Doch längst hat ihn die Welle erfasst,
Chomsky ist alt, und die Waffenlobby
braucht Helden, stille Helden wie ihn,
Familienväter, sehr grün hinter den
Ohren, und recht gut bezahlt für einen
Gesinnungsjob, bei dem er gar nicht
ahnt, was er tut, gut integriert, so wie
seine Großväter, Urgroßväter und
all die, denen man ihre Feinde benannte,
damit sie leichtherzig kämpften. Er mit
dem PC gegen all die »Feinde« und
gegen die »Feindsender«– im Namen
der Demokratie.
Und wieder schweigen die Mütter,
ganz so wie damals, krank und still
schauen sie weg, gebannt in ihrer
Liebe zu Kindern und Kindeskindern,
so wie damals und damals und damals.