Es wäre ehrlich gewesen, hätte der Verlag zu dem Untertitel des Buches ein Adjektiv hinzugefügt: »Erkundungen eines linken Wessis im Osten«. Gerd Schumann sieht im von ihm erkundeten Osten vor allem die Vereinnahmung durch den Kapitalismus, was ihm nicht gefällt. Er ist zudem ein Kenner der Liedermacher- und Musikszene linker Couleur – Reinhold Andert, Gisbert »Pitti« Piatkowski, die Puhdys, Gina Pietsch, Hans-Eckardt Wenzel, aber auch Franz Josef Degenhardt und Hannes Wader. Viele Artikel in dem Buch handeln von den Sängern und ihren Liedern, die vergessen zu werden drohen. Neben Kritik an den Zuständen leben die Texte von der großen Sehnsucht nach dem Besseren: Frieden, Solidarität, Gerechtigkeit. Das nicht zu vergessen ist ein großes Anliegen des Autors, der sich für das Morgen einen Sozialismus ohne die Fehler der DDR wünscht. Das ehrt Gerd Schumann, ist leider aber ein schöner Traum.
Gerd Schumann: »Das Morgen im Gestern. Erkundungen eines Wessis im Osten«, Neues Leben, 272 Seiten, 15 €