In das große Kochbuch von Sachsen-Anhalt wird ein neues Gericht aufgenommen. Das entschied die Feinschmecker-Jury bei ihrer Jahrestagung im Landrestaurant »Zum wilden Eber« in Zerbst. Nach der Altmärker Hochzeitssuppe, dem Zeitzer Milbenkäse und dem Negerkuss – einer kulinarischen Spezialität aus der »Das-darf-man-wohl-noch-sagen«-Region Harz – ergänzt nun das Schnitzel Hallescher Art den mitteldeutschen Gaumen-Guide.
Die Zubereitung braucht viel Geduld und gelingt nur in einer unsanierten ostdeutschen Platte. Schnuppern Sie zunächst für einige Wochen den Asbest aus der Wand. Profis lecken zusätzlich die Tapete ab, damit sich die Wirkung des beliebten Baustoffs optimal im Hirn entfalten kann. Wenn Ihnen in Ihren feuchten Träumen Margot Honecker erscheint, sind Sie bereit zum Kochen. Stellen Sie dafür in der Einbauküche Marke Sperrmüll Kartoffeln, Bohnen und Schnitzel auf den Herd, drehen Sie auf volle Hitze und verlassen Sie die Wohneinheit. Erfahrungsgemäß dauert es zwei Stunden, bis das Essen ausreichend verkohlt ist, um Feuer zu fangen. Verbringen Sie diese Zeit mit einem Frühschoppen in Ihrem Lieblingsspäti. Wenn Sie sicher sein können, dass nun auch das Küchenmobiliar brennt, alarmieren Sie die Feuerwehr. Warten Sie, bis der Brand gelöscht und auch der letzte Einsatzwagen abgezogen ist, andernfalls könnten unnötige Kosten auf Sie zukommen.
Genießen Sie nun Ihr Schnitzel Hallescher Art: nur echt, wenn verkohlt und mit Löschschaum verfeinert. Kochen Sie diese Spezialität, die im Nobelviertel Halle-Neustadt entwickelt wurde, aber nicht mehr als zweimal pro Jahr. Andernfalls könnten die Nachbarn vom Brandgeruch angelockt werden.