Man will es einfach nicht glauben, aber seit Wochen, ja, Monaten gibt es ein Hickhack um die Impfplicht. Nein – ja – vielleicht. Jeden Tag gibt es neue Statements von Politikern und Experten. Als vor einem reichlichen Jahr die ersten Impfdosen zur Verfügung standen, war die Nachfrage groß. Ein Impftermin war fast wie ein Fünfer im Lotto. Tausende Vordrängler – darunter auch kommunale Mandatsträger – ertricksten sich eine vorzeitige Impfung.
Ein paar Monate später, als genügend Impfstoff zur Verfügung stand und das Wort »Impfpflicht« durch die Medien geisterte, erhob sich plötzlich Widerstand. Und seitdem gehen Impfgegner und Querdenker fast täglich auf die Straße und tarnen ihren Protest als sogenannten Spaziergang.
Die Politik ist nicht ganz schuldlos an dieser Entwicklung, ohne Orientierung und Menschenkenntnis wurde das heikle Thema angegangen. Vielleicht hätte man sich bei der Impfstrategie James Cook als Vorbild nehmen sollen. Bei seiner ersten Südseereise 1768 hatte der britische Seefahrer viele Männer seiner Besatzung durch Skorbut verloren. Obwohl er von Vitamin C noch keine Ahnung hatte, wusste er, dass Sauerkraut und Citrusfrüchte dagegen halfen. Und so nahm Cook, als er vier Jahre später zu seiner zweiten Südseereise aufbrach, u. a. etliche Fässer des eingelegten Krautes mit an Bord. Die Sache hatte nur einen Haken: das Zeug schmeckte scheußlich und wurde von der Mannschaft verschmäht. Da griff Cook in die psychologische Trickkiste und bestimmte: die Delikatesse sei nur für Offiziere bestimmt, was natürlich einen Protest auslöste. Danach konnten seine Männer von dem Kraut nicht genug bekommen – mit dem Erfolg, dass während der gesamten Reise, die immerhin über drei Jahre dauerte, weniger als eine Handvoll Männer an Skorbut erkrankte.