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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Sage niemand …

Unter der Über­schrift »Sage nie­mand …« schick­te ich am 27. April der Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung einen Leser­brief fol­gen­den Wortlauts:

»Lei­der nur auf Sei­te zwei ver­steckt in einem Arti­kel, des­sen Über­schrift das nicht ahnen lässt, fin­det sich in der FAZ die Aus­sa­ge des rus­si­schen Außen­mi­ni­sters, der ange­sichts der Lie­fe­rung nun auch schwe­rer Waf­fen der Nato in das Kriegs­ge­biet im Don­bass öffent­lich vor der ›rea­len Gefahr‹ eines ›drit­ten Welt­kriegs‹ warnte.

Nach einem sol­chen Krieg wür­den die mei­sten heu­ti­gen Leser der FAZ ver­mut­lich nicht mehr leben. Wenn doch, soll­ten sie die­se Aus­ga­be der FAZ neben die Bücher der Histo­ri­ker legen, die jahr­zehn­te­lang davon rede­ten, die Welt wäre 1914 in den ersten Welt­krieg ›hin­ein­ge­schlid­dert‹. Fest­zu­hal­ten bleibt für die Zukunft: Kommt es zu die­sem gro­ßen Waf­fen­gang, hat uns unse­re amtie­ren­de Bun­des­re­gie­rung, die nun Pan­zer nach Osten in Marsch setzt, sehen­den Auges und in vol­lem Wis­sen der War­nun­gen aus Russ­land in das hin­ein­ge­führt, was jetzt kommt. Sage spä­ter nie­mand, irgend­wer sei da hin­ein ›geschlid­dert‹.«

Es liegt in der Logik des öffent­li­chen Medi­en­drucks, dass die­ser Leser­brief nicht erschien. Die­je­ni­gen, die sich im Sin­ne der ein­dring­li­chen War­nung von Ber­tolt Brecht, nach einem drit­ten Krieg wer­de von Deutsch­land genau­so wenig übrig blei­ben wie von Kar­tha­go nach dem drit­ten puni­schen Krieg, gegen die­se Leicht­fer­tig­keit, mit dem Feu­er zu spie­len, stem­men, wer­den eige­ne Wege suchen und fin­den müs­sen, um die herr­schen­den Mei­nungs­mau­ern zu durchbrechen.