Unter der Überschrift »Sage niemand …« schickte ich am 27. April der Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Leserbrief folgenden Wortlauts:
»Leider nur auf Seite zwei versteckt in einem Artikel, dessen Überschrift das nicht ahnen lässt, findet sich in der FAZ die Aussage des russischen Außenministers, der angesichts der Lieferung nun auch schwerer Waffen der Nato in das Kriegsgebiet im Donbass öffentlich vor der ›realen Gefahr‹ eines ›dritten Weltkriegs‹ warnte.
Nach einem solchen Krieg würden die meisten heutigen Leser der FAZ vermutlich nicht mehr leben. Wenn doch, sollten sie diese Ausgabe der FAZ neben die Bücher der Historiker legen, die jahrzehntelang davon redeten, die Welt wäre 1914 in den ersten Weltkrieg ›hineingeschliddert‹. Festzuhalten bleibt für die Zukunft: Kommt es zu diesem großen Waffengang, hat uns unsere amtierende Bundesregierung, die nun Panzer nach Osten in Marsch setzt, sehenden Auges und in vollem Wissen der Warnungen aus Russland in das hineingeführt, was jetzt kommt. Sage später niemand, irgendwer sei da hinein ›geschliddert‹.«
Es liegt in der Logik des öffentlichen Mediendrucks, dass dieser Leserbrief nicht erschien. Diejenigen, die sich im Sinne der eindringlichen Warnung von Bertolt Brecht, nach einem dritten Krieg werde von Deutschland genauso wenig übrig bleiben wie von Karthago nach dem dritten punischen Krieg, gegen diese Leichtfertigkeit, mit dem Feuer zu spielen, stemmen, werden eigene Wege suchen und finden müssen, um die herrschenden Meinungsmauern zu durchbrechen.