»’s ist Krieg! ’s ist Krieg! / ’s ist leider Krieg – und ich begehre / Nicht schuld daran zu sein!«
Das Gedicht von Matthias Claudius veröffentlichte dieser 1778, empört über den Siebenjährigen Krieg und den Bayerischen Erbfolgekrieg. Es ist das einzige Antikriegsgedicht, das aus der Literatur des »Sturm und Drang« überliefert ist. Geschrieben in der Sklavensprache, denn der Dichter meinte die allmächtigen Könige und Fürsten und niemand anderes. Zu ihnen mögen im Schlaf »die Geister der Erschlagnen« kommen, die »blutig, bleich und blass« und weinend sind; die »wackren Männer verstümmelt und halb tot«, die fluchten »in ihrer Todesnot«. Ja »tausend Väter, Mütter, Bräute, so glücklich vor dem Krieg, nun alle elend, alle arme Leute«. Der Schuldige, was hilft ihm »Kron’ und Land und Gold und Ehre?« Er bleibt schuldig, aber auch reich und mächtig.
Der Schuldige, wer ist es heute? Wladimir Putin ist ausgemacht, Zu Recht. Neuerdings klagen sich einige ZeitgenossInnen an: Wir auch, denn wir haben die Nato kritisiert. Hört mir auf damit! Der Westen hat den Dauerzustand des Bruches des Völkerrechts in vielen Kriegen geschaffen. »Was der kann, kann ich auch« (Ossietzky 7/2022) rufen sich Staatenlenker zu. Doch aus Unrecht der vielen Westler wird nicht das Recht des Putin. Unrecht bleibt Unrecht.
Alle, die schuld daran sind, aber auch wirklich alle – auch die Schreibenden von heute – sollten endlich zur Vernunft kommen und den Ruf Bertha von Suttners befolgen: »Die Waffen nieder« Sie werden es nicht tun, wenn nicht die vielen »Tausend Väter, Mütter, Bräute, so glücklich vor dem Krieg«, aufstehen gegen Schuldige in aller Welt.