Ein großer weißer Ballon über US-amerikanischem und kanadischem Territorium, mit bloßem Auge erkennbar, soll für China spioniert haben. Und wird dann auf dem Meer von den Amerikanern abgeschossen. Wenn das nicht den Vogel abschießt! Besonders zum Schießen ist, dass Außenminister Antony Blinken wegen dieses Ballons eine Reise nach China absagt, die den Chinesen gar nicht angekündigt war. Aber egal, wie unsinnig das ist, die Medien berichten brav, was die US-Regierung sagt und spekulieren fleißig über Spionage-Ballons und Intrigen in chinesischen Ministerien, weil es halt so hübsch ins Bild passt.
Nena musste damals noch 99 Luftballons fliegen lassen, heute reicht schon einer, um die Raketen schussbereit zu machen. Auch am darauffolgenden Freitag und Sonnabend hat das US-Militär »unbekannte Flugobjekte« abgeschossen: eines über dem Bundesstaat Alaska, das andere gemeinsam mit den kanadischen Streitkräften über dem kanadischen Yukon-Territorium. Zu der Herkunft gab es jeweils keine Angaben.
Nach Angaben von Melissa Dalton, Staatssekretärin im US-Verteidigungsministerium, sei seit dem Abschuss des ersten Ballons der US-Luftraum in der fraglichen Höhe genauer überprüft worden. Das könne »zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben« (jW, 13.02.23). Aha, es wird jetzt genauer hingeguckt.
Angestrengtes Weggucken dagegen beim Sprengen der Pipelines North Stream I und II und dann noch mal bei der Veröffentlichung von Seymour Hersh, der einen Whistleblower aus einschlägigen Kreisen erzählen ließ, wie der Anschlag in den USA geplant und mit Hilfe von Norwegen durchgeführt wurde. Natürlich ist das völlig unglaubwürdig, Mr. Hersh ist nicht mehr der hervorragende Journalist, sondern ein Verschwörungsschwurbler, während die wichtigste Meldung des Tages lautet, dass Putin verantwortlich gewesen sein soll für den Abschuss der MH 17 vor acht Jahren.
Da darf dann auch der Bauch mitreden, wenn er nur dem richtigen gehört. »Mein Bauch sagt mir, dass wir 2025 im Krieg mit China sein werden« spekuliert US-Air-Force-General Michael Minihan in der Time (zitiert nach UZ, 17.02.23)
Die RAND Corporation dagegen redet nicht über Bauchgefühle, sondern über rationale Überlegungen: »Since avoiding a long war is the highest priority after minimizing escalation risks, the United States should take steps that make an end to the conflict over the medium term more likely« (https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html). Vielleicht ist ja Präsident Biden deswegen in die Ukraine gereist – in enger Abstimmung mit der russischen Regierung –, um keine Konflikte heraufzubeschwören.
Es wird also doch noch geredet mit dem Feind. Aber: »Die Aussichten auf Frieden verschlechtern sich weiter. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Eskalation und Blutvergießens nehmen weiter zu. Ich fürchte, die Welt schlafwandelt nicht in einen größeren Krieg, sie bewegt sich mit weit geöffneten Augen in ihn hinein.« Dies sind die Worte von Antonio Guterres, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, mit denen er vor einer Ausweitung des Krieges um die Ukraine warnte. Vor der UN-Generalversammlung am 06.02.23 zeigte sich Guterres, vielleicht zum ersten Mal so deutlich, ernsthaft besorgt. Die Welt sei »seit Jahrzehnten dem höchsten Risiko eines Atomkriegs ausgesetzt«, betonte der UN-Chef.
Um das zu verhindern, tun sich jetzt auch bisher Unvereinbare zusammen: Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht fast Arm in Arm in einem Video, das zur Unterzeichnung des »Manifests für Frieden« aufruft und zu einer Demonstration am 25.02. in Berlin. Hat dieser Krieg also doch sein Gutes? Die beiden geben sich offensichtlich alle Mühe, gegenseitiges Einverständnis zu zeigen, obwohl sich alles in ihnen dagegen sträubt (das entnehme ich jedenfalls ihrer Körpersprache). Dabei sind sie offenbar vor allem einverstanden mit dem Nato-Narrativ vom »unprovozierten« Angriff Russlands auf die unschuldige Ukraine, das keine Vorgeschichte von Tausenden Toten, Bombardierungen und gebrochenen Verträgen kennt, mit denen die ukrainische Regierung ihre »eigenen Landsleute« im Donbass seit 8 Jahren überzieht. Auch bei ihnen hat »Brainwashington« (Matthias Broecker) ganze Arbeit geleistet.
Jemand wie Annalena Baerbock braucht dagegen keine Gehirnwäsche, denn da gibt es nichts mehr zu waschen. Auf einer Podiums-Diskussion im Rahmen der von der deutschen Rüstungsindustrie gesponsorten Veranstaltung »Münchener Sicherheitskonferenz« erklärte die deutsche Außenministerin, Russlands Präsident Wladimir Putin müsse sich »um 360 Grad drehen«, sonst bestünde keine Möglichkeit, die Sicherheit der Ukraine langfristig zu gewährleisten (bei YouTube BR24 live zu verfolgen). Man könnte auch sagen: Solange man Frau Baerbock nicht wenigstens basale naturwissenschaftliche Grundkenntnisse verabreicht, ist die Sicherheit Deutschlands nicht zu gewährleisten. Jedenfalls meint das Maria Sacharowa, die für ihre scharfen Repliken bekannte Sprecherin des russischen Außenministeriums. Und ich kann mich ihr nur anschließen. Nach den »hunderttausenden Kilometer entfernten Ländern«, dem »Kobold«-Kobalt und der Aussage, dass zwei Drittel mehr sind als 75 Prozent, müsste sich der Bildungsgrad der Außenministerin mindestens um 750 Prozent erhöhen, um auf internationalem Parkett keine Lachnummer mehr zu sein. Die deutschen Zuschauer und Medien merken natürlich nix, denn ihr Bildungsgrad entspricht ja höchstens zwei Drittel desjenigen ihrer Außenministerin, während alle verstorbenen deutschen Außenminister um 360 Grad im Grabe rotieren. Was Frau Baerbock repräsentiert, ist die Bildungskatastrophe unseres Landes.
Die zeigt sich mal wieder beim Wahlergebnis der »Wiederholungswahl« in Berlin. Ausgerechnet die CDU gewinnt. Weil ihr Spitzenkandidat noch nix falsch machen konnte, er ist ein völlig unbeschriebenes Blatt. Das ist die eigentliche Wahlpanne, nicht die 450 verschlampten Wahlbriefe in Lichtenberg. Beim nächsten Mal werden dann wohl alle Parteien nur noch unbeschriebene Blätter als Spitzenkandidaten aufstellen, die alles nur noch besser machen können, denn schlechter geht ja nicht mehr.
Ich fürchte, doch.