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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Rückblick: Die Nürnberger hängen keinen …

»Die Nürn­ber­ger hän­gen kei­nen – sie hät­ten ihn denn«, die­ser Spruch aus einem Buch mei­ner Kin­der­ta­ge (es hieß »Sagen von Bur­gen« oder so ähn­lich) kam mir in den Sinn, als der Inter­na­tio­na­le Gerichts­hof sei­nen Haft­be­fehl gegen Prä­si­dent Putin erließ. Die Wahr­schein­lich­keit, dass Russ­land – so wie Ser­bi­en – gezwun­gen wer­den könn­te, sei­nen Prä­si­den­ten nach Den Haag aus­zu­lie­fern, geht gegen Null, sodass er nicht befürch­ten muss, wie Milo­se­vic an einer unbe­han­del­ten Herz­krank­heit im Gefäng­nis zu ster­ben, geschwei­ge denn, gehängt zu wer­den. Er wird ange­klagt, ukrai­ni­sche Kin­der ihre »ukrai­ni­sche Iden­ti­tät« zu rau­ben, weil die­se Kin­der rus­si­scher Eltern aus dem Don­bass vor dem ukrai­ni­schen Beschuss in Sicher­heit gebracht wur­den. Nicht ange­klagt wer­den – natür­lich! – die ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten, die die­sen Beschuss ihrer eige­nen Lands­leu­te ange­ord­net haben. Denn für soge­nann­te »Pro-Rus­sen« gilt das Recht auf Selbst­be­stim­mung und Leben ja nicht. Mehr über die dop­pel­ten Stan­dards, Geschichts­lü­gen und Rechts­ver­dre­hun­gen des wer­te­frei­en Westens kann man nach­le­sen in der Ver­öf­fent­li­chung Die Hege­mo­nie der USA und ihre Gefah­ren. Damit hat das chi­ne­si­sche Außen­mi­ni­ste­ri­um am 21.02.23 über den Weg der Xin­hua-Nach­rich­ten­agen­tur eine qua­si-offi­zi­el­le Gene­ral­ab­rech­nung mit dem gemein­ge­fähr­li­chen Schur­ken­staat in Washing­ton ver­fasst. Die deut­sche Über­set­zung aus dem eng­li­schen von Rai­ner Rupp liegt jetzt vor bei apolut.net (https://apolut.net/chinas-generalabrechnung-mit-dem-us-schurkenstaat-von-rainer-rupp/). Alles über die Ver­bre­chen der »Ver­ei­nig­ten Staa­ten der Sank­tio­nen« ist dort nach­zu­le­sen. Und es wird gele­sen – natür­lich nicht im wer­te­frei­en Westen, da wird es beschwie­gen. Aber in der übri­gen Welt ist es ein viel­fach genutz­tes Kom­pen­di­um der gesam­mel­ten Erfah­rung mit den USA, und wer es noch nicht wuss­te, kann da jetzt nach­le­sen, von wem die Gefahr für den Frie­den aus­ging und ausgeht.

Gefahr für den Frie­den in der Schu­le geht neu­er­dings von Jog­ging­ho­sen aus. An einer Schu­le in Wer­mels­kir­chen wur­de ein Jog­ging­ho­sen­ver­bot aus­ge­spro­chen und umge­setzt (dpa/​jW, 24.03.23). Es ist ja auch nicht wich­tig, ob Kin­der ver­nach­läs­sig­ba­re Fer­tig­kei­ten wie Rech­nen ler­nen, Haupt­sa­che, sie sind anstän­dig geklei­det. So wie die EU-Regie­rungs­mit­glie­der, die alle gut geklei­det daher­kom­men, aber ohne Rechen­fä­hig­kei­ten. Die EU-Staa­ten wol­len der Ukrai­ne in den kom­men­den zwölf Mona­ten eine Mil­li­on neue Artil­le­rie­ge­schos­se lie­fern. Laut dpa liegt die aktu­el­le Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät der Ver­tei­di­gungs­in­du­strie in der EU zur­zeit bei 20.000 bis 25.000 Schuss pro Monat (jW, 20.03.23) Der Aus­stoß müss­te also ver­vier­facht wer­den, um das Ziel von einer Mil­li­on im Jahr zu errei­chen. Nun ja, die Pro­duk­ti­on von Wär­me­pum­pen, Solar­pa­nee­len und Wind­rä­dern ja auch, um die Ener­gie-Zie­le von Mini­ster Habeck zu errei­chen. Das macht unse­re Regie­rung doch mit links!

Auf jeden Fall mit viel Wind. Der »Wind­gip­fel« bei Habeck am 22.03.: Puste­ku­chen! Die Wind­ener­gie-Indu­strie in Deutsch­land liegt am Boden, wohin sie von der Regie­rung Mer­kel beför­dert wor­den war: Bis 2019 waren über 40.000 Arbeits­plät­ze ver­lo­ren gegan­gen. Jetzt feh­len die Fach­kräf­te – die man vor­her hat­te. 2022 wur­de hier­zu­lan­de per Wind­kraft eine Kapa­zi­tät von 58 Giga­watt (GW) Strom an Land und von acht GW auf See gene­riert. Die Plä­ne der Bun­des­re­gie­rung sehen bis 2030 eine Stei­ge­rung auf 115 bezie­hungs­wei­se 30 GW vor. Im Schnitt müss­ten jähr­lich über acht GW an Kapa­zi­tä­ten allein auf dem Land zuge­baut wer­den, wäh­rend es jedoch im Vor­jahr gera­de ein­mal 2,4 GW waren. Die Nürn­ber­ger bau­en kein Wind­rad, sie hät­ten denn die Mög­lich­keit dazu.

Aber immer­hin, im Ermit­teln sind die Karls­ru­her wei­ter­ge­kom­men: Bei ihren Ermitt­lun­gen zu den Explo­sio­nen an den Gas­pipe­lines Nord Stream 1 und 2 hat die Bun­des­an­walt­schaft im Janu­ar ein ver­däch­ti­ges Schiff durch­su­chen las­sen. Es bestehe der Ver­dacht, dass es zum Trans­port von Spreng­sät­zen ver­wen­det wor­den sein könn­te, teil­te die Karls­ru­her Behör­de am 08.03.23 mit. »Die Iden­ti­tät der Täter und deren Tat­mo­ti­ve sind Gegen­stand der lau­fen­den Ermitt­lun­gen«, hieß es wei­ter. »Belast­ba­re Aus­sa­gen hier­zu, ins­be­son­de­re zur Fra­ge einer staat­li­chen Steue­rung, kön­nen der­zeit nicht getrof­fen wer­den.« Die Aus­wer­tung der sicher­ge­stell­ten Spu­ren und Gegen­stän­de daue­re an.

Aus die­ser beschei­de­nen Mel­dung wird in deut­schen »Qua­li­täts­me­di­en« flugs eine Schau­er­ge­schich­te von 2 Tau­chern, die ohne Dekom­pres­si­ons­kam­mern in 70 m Tie­fe kilo­wei­se Spreng­stoff anbrin­gen kön­nen. Aber die­se Geschich­te ist natür­lich wahr, denn end­lich sind die feh­len­den Päs­se auf­ge­taucht, die aus der Spren­gung ein zwei­tes »9/​11« machen kön­nen. Eigent­lich hät­ten die­se Päs­se ja am Ort der Zer­stö­rung auf­tau­chen müs­sen, wie damals in New York auf den rau­chen­den Trüm­mern, aber das war wohl in der Ost­see pro­ble­ma­ti­scher. Jetzt deu­ten die­se Päs­se auf ukrai­ni­sche Betei­lig­te hin – aber der ukrai­ni­sche Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster Ole­xij Res­ni­kow hat eine Betei­li­gung sei­nes Mini­ste­ri­ums an der Sabo­ta­ge der Gas­pipe­lines Nord Stream 1 und 2 ver­neint. Dass ukrai­ni­schen Spe­zi­al­kräf­ten so ein Ein­satz zuge­traut wird, sei »eine Art Kom­pli­ment«, sag­te Res­ni­kow am Mitt­woch am Ran­de eines infor­mel­len Tref­fens mit den Ver­tei­di­gungs­mi­ni­stern der EU-Staa­ten in Schwe­den. »Aber das ist nicht unser Tätigkeitsfeld.«

Das Tätig­keits­feld der Geheim­dien­ste ist hier weni­ger Auf­klä­rung als Ver­tu­schung. Der der Auf­klä­rung ver­pflich­te­te Jour­na­list Sey­mour Hersh hat dazu alles Nöti­ge gesagt (Über­set­zung auf http://www.barth-engelbart.de/?p=243046).

Und der fran­zö­si­sche Prä­si­dent hat alles gesagt zu den Pro­te­sten gegen sei­ne Ren­ten­re­form: »Die Mas­se«, so der Prä­si­dent, habe »kei­ner­lei Legi­ti­mi­tät« (jW, 23.03.23) Trotz­dem wol­len deut­sche Gewerk­schaf­ten jetzt auch Fran­zö­sisch ler­nen und rufen zu einem gemein­sa­men Warn­streik von Beschäf­ti­gen im öffent­li­chen Dienst und bei der Bahn auf. Es wäre ein Anfang, Mas­se zu wer­den und legi­ti­men For­de­run­gen zur Durch­set­zung zu verhelfen.