Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Rechtsruck

Die rechts­extre­me VOX-Par­tei hat ihren Ein­fluss auf die Kom­mu­ne Madrid aus­bau­en kön­nen. Nach vier Jah­ren kam es in der Haupt­stadt zum Macht­wech­sel; obwohl die links­al­ter­na­ti­ve Bür­ger­platt­form Más Madrid der Bür­ger­mei­ste­rin Manue­la Car­me­na am 26. Mai wie­der die stärk­ste poli­ti­sche For­ma­ti­on im Stadt­par­la­ment wur­de, reicht es für eine lin­ke Mehr­heit nicht. Mit Hil­fe der VOX-Par­tei konn­te der Oppo­si­ti­ons­füh­rer José Lou­is Mar­tí­nez-Almei­da von der kon­ser­va­ti­ven Part­ido Popu­lar (PP) Bür­ger­mei­ster von Madrid wer­den. Mit im Bür­ger­mei­ster-Boot sitzt auch die sich libe­ral nen­nen­de, aber dem Kapi­tal nahe­ste­hen­de Par­tei Ciudadanos.

Madrids Bür­ger­mei­ster­amt ist für Spa­ni­en ein poli­ti­sches Sym­bol. Die PP besetz­te die Posi­ti­on von 1991 bis 2015, dann kam die Rechts­an­wäl­tin Manue­la Car­me­na, die das Blut­bad in der Cal­le de Ato­cha am 24. Janu­ar 1977 über­lebt hat­te. Das Kom­man­do der »Ali­anza Apo­stó­li­ca Anti­co­mu­ni­sta« ver­üb­te damals einen Anschlag auf ein Rechts­an­walt­bü­ro, das der Kom­mu­ni­sti­schen Gewerk­schaft Con­fe­dera­ción Sin­di­cal de Comi­sio­nes Obre­ras (CC.OO) ange­hör­te. Fünf Per­so­nen star­ben, vier wur­den ange­schos­sen. Ohne Ver­let­zun­gen war allein Manue­la Carmena.

Der neue PP-Bür­ger­mei­ster José Lou­is Mar­tí­nez-Almei­da froh­lock­te gegen­über Jour­na­li­sten, dass wer Madrid gewinnt, auch bald Spa­ni­en regie­ren wer­de. Die PP will gemein­sam mit Ciu­da­d­a­nos und der VOX-Par­tei die neue Regie­rung der auto­no­men Gemein­schaft von Madrid bil­den. Bei den Ver­hand­lun­gen mit VOX ver­sucht die Par­tei Ciu­da­d­a­nos, deren Vor­bild Macrons La Répu­bli­que en Mar­che ist, auf Distanz zu der faschi­sti­schen Par­tei zu blei­ben. Wie das gehen soll, ist unklar.

Nur der Bür­ger­mei­ste­rin einer spa­ni­schen Groß­stadt gelang es, ihr 2015 gewon­ne­nes Bür­ger­mei­ster­man­dat zu ver­tei­di­gen: Ada Colau in Bar­ce­lo­na. Trotz­dem war es für Colau ein bit­te­rer Sieg, sie muss­te auf die Stim­men der Frak­ti­on des frü­he­ren fran­zö­si­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Manu­el Valls zurück­grei­fen. Der in Bar­ce­lo­na gebo­re­ne Valls hat sich aus der fran­zö­si­schen Poli­tik zurück­ge­zo­gen und will nur noch in sei­ner Geburts­stadt tätig sein. Valls votier­te für Colau, um Ernest Mara­gall von der Esquer­ra Repu­bli­ca­na de Catalu­nya (ERC) zu ver­hin­dern, der ein Befür­wor­ter der Unab­hän­gig­keit Kata­lo­ni­ens ist. An der kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung und Bür­ger­mei­ster­wahl in Bar­ce­lo­na nahm auch der Ange­klag­te Joa­quim Forn teil. Der Spit­zen­kan­di­dat der Jun­ts per Catalu­nya durf­te dafür das Gefäng­nis in Madrid verlassen.

Kor­rek­tur zu mei­nem Bei­trag in Ossietzky 12/​2019, Sei­te 445: Statt Nice­to Alcalá Zamo­ra muss es rich­tig hei­ßen Manu­el Aza­na y Diaz. 

K.-H. W.