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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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»Prüfe die Rechnung« (Brecht)

Denk ich an Deutsch­land in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ich kann nicht mehr die Augen schlie­ßen, muss mei­nen Zorn in Wor­te gie­ßen. Sage ich, frei nach Hein­rich Hei­nes »Win­ter­mär­chen«, ange­sichts Bil­lio­nen beschlos­se­ner Staatsschulden.

Die­se Schul­den sol­len einer bei­spiel­lo­sen Auf­rü­stung und wei­te­rer Kriegs­un­ter­stüt­zung im selbst­ver­ur­sach­ten Nato – Ukrai­ne-Krieg die­nen sowie für Inve­sti­tio­nen zur Ankur­be­lung der durch die Kriegs­trei­be­rei geschwäch­ten Pri­vat­wirt­schaft. Und dies, obwohl selbst der ver­rück­te Trump wohl end­gül­tig begrif­fen hat, dass auch die­ser wahn­sin­ni­ge Stell­ver­tre­ter­krieg des Westens geschei­tert ist und nur noch mehr Tote, Zer­stö­run­gen und sinn­lo­se Mil­li­ar­den auf allen Sei­ten kostet. Aber an die Stel­le der USA-Unter­stüt­zung für die­sen Krieg gegen Russ­land, will jetzt die kopf­lo­se EU und beson­ders die irra­tio­na­le deut­sche Poli­tik ein­sprin­gen – im Bun­des­rat sogar noch mit den Stim­men der Links­par­tei. Was für eine gefähr­li­che Schul­den­ideo­lo­gie, ein per­fi­des Han­deln gegen die Inter­es­sen der Mehr­heit der eige­nen Bevölkerung.

Ein­sti­ger SPD-Finanz­mi­ni­ster Eichel sag­te ein­mal zu Recht: Staats­schul­den sind die größ­te Umver­tei­lung von unten nach oben, das heißt im Klar­text: von der Mehr­heit der Steu­er­zah­ler zur Min­der­heit der Gläu­bi­ger und Rüstungsaktionäre.

Staats­schul­den sind Raub: die Pri­va­ti­sie­rung von hart erar­bei­te­ten Steu­er­mit­teln der Bevöl­ke­rungs­mehr­heit zugun­sten einer Min­der­heit von Aktio­nä­ren, die davon, durch Zins und Zin­ses­zins, noch viel wohl­ha­ben­der wer­den. An Waf­fen ver­die­nen die Rei­chen, die Armen, lie­fern die Leichen.

Die skan­da­lö­se Dem­ago­gie der Schul­den­ma­cher von Uni­on, SPD und Grü­nen und ihrer Hel­fers­hel­fer in der Wirt­schaft und in den Medi­en besteht dar­in, dass sie per­ma­nent Äng­ste der Men­schen schü­ren und aus­nut­zen, indem sie die Auf­rü­stung mit einer Bedro­hungs­lü­ge durch Putins Russ­land begrün­den; dass sie die angeb­lich Arbeits­plät­ze schaf­fen­den Inve­sti­tio­nen durch Schul­den finan­zie­ren wol­len, obwohl die Wirt­schafts­schwä­che der west­li­chen Staa­ten pri­mär auf ihrer Kriegs­trei­be­rei beruht.

Äng­ste sind ein sehr altes Herr­schafts­in­stru­ment. Die Indok­tri­na­ti­on sol­cher Poli­tik basiert heu­te dar­auf, dass die herr­schen­den Par­tei­en, als bra­ve Unter­ta­nen der USA-Regie­ren­den, erneut zu deut­schen Wie­der­ho­lungs­tä­tern eines glo­ba­len Krie­ges in Euro­pa wer­den. Das alles wol­len uns die­se Kriegs­trei­ber auch noch – durch Schuld­um­kehr – als »Frie­dens­po­li­tik« ver­kau­fen, obwohl sie die Haupt­ver­ur­sa­cher die­ser erneu­ten Span­nungs- und Kriegs­po­li­tik nach 1990 sind, die den KSZE-Pro­zess durch die Mili­ta­ri­sie­rung Ost­eu­ro­pas nach 1990 völ­lig zerstörten.

In Wirk­lich­keit wird durch die­se jet­zi­ge mili­tan­te Schul­den­po­li­tik erneut zugun­sten des Kapi­tals die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung von ihrem müh­sam erar­bei­te­ten Geld ent­eig­net, die sozia­le Spal­tung zwi­schen Arm und Reich immer wei­ter ver­tieft, unse­rem wert­voll­sten Gemein­gut, dem Sozi­al­staat, die drin­gend benö­tig­ten Gel­der ent­zo­gen und die Ener­gie-, Wohn-, Gesund­heits- und Lebens­hal­tungs­ko­sten verteuert.

Aber der bra­ve, ver­äng­stig­te und mani­pu­lier­te deut­sche Michel ist bis­her mehr­heit­lich offen­bar nicht zur Ein­sicht und wir­kungs­vol­len Gegen­wehr auf den Stra­ßen und Plät­zen Euro­pas und Deutsch­lands unter­wegs. Er wird statt­des­sen sogar erneut in die Arme der faschi­sto­iden Natio­na­li­sten getrie­ben, mit ihrem Sym­ptom-Kampf für »Mas­sen­ab­schie­bun­gen« von Migran­ten, die erst durch die fata­le west­li­che Außen­po­li­tik hier­her geflo­hen sind. Die Deut­schen schei­nen, wie­der ein­mal, poli­tisch ori­en­tie­rungs­los und para­ly­siert wie 1914 und 1933 zu sein. Wie schrieb bereits vor lan­ger Zeit der Ket­zer Spi­no­za gegen die mit­tel­al­ter­li­chen Inqui­si­to­ren: »Der muti­ge Mann ist kei­ner, der kei­ne Angst hat, son­dern der, der die Furcht besiegt.« Oder soll­ten wir etwa den Satz, der 1945 Sta­lin zuge­schrie­ben wur­de, wie folgt ergän­zen? Die Hit­ler kom­men und gehen, aber das deut­sche Volk bleibt, was es schon immer war: ein Volk von Untertanen …